Der Rollsaum ist eine Möglichkeit, Stoff mit einem schmalen Saum zu versehen und ist besonders für sehr dünne Stoffe wie Chiffon, Organza, Seide oder auch weichen Tüll geeignet. Aber auch für elastische Stoffe wie Jersey oder auch Bündchen ist der Rollsaum ein dekorativer Abschluss. Den Rollsaum kann man mit der Nähmaschine, der Overlock oder von Hand arbeiten, wobei es mit der Overlock meiner Erfahrung nach am schnellsten geht.
Aus diversen Nähkränzchen (und den Suchanfragen auf meinem Blog) weiß ich, dass nicht jede bis in’s Detail mit den Einstellmöglichkeiten einer Overlock vertraut ist. Manch eine ist mit dem Neueinfädeln schnell überfordert – und überhaupt: 4 Fäden?! Da muss man erst einmal den Überblick behalten. Beim Rollsaum gibt es verschiedene Dinge, die man beachten muss, um ein schönes Ergebnis zu erhalten. Daher möchte ich heute Schritt für Schritt zeigen, mit welchen Einstellungen die Naht wie verändert wird. Beim Rollsaum muss man zunächst die linke Nadel der Overlock ausbauen. Diese ist bei der Overlock ja in erster Linie dazu da, eine Naht zu bilden, die zwei Stoffe verbindet. Dagegen sind die rechte Nadel und die Greiferfäden dazu da, den Stoff zu versäubern. Da wir mit dem Rollsaum nur versäubern wollen, können wir die linke Nadel also getrost ausbauen und erhalten direkt eine deutlich schlankere Naht.
Auf dem Bild sieht man, dass ich zunächst die Fadenspannung bei allen Fäden auf der Grundeinstellung (4) habe; die Nadelfäden sind blau, die Greiferfäden pink. Damit erzeugt die Overlock folgende Nähte (links: 4-Faden-Overlockstich; rechts: 3-Faden-Overlockstich).
Das wichtigste ist nun, dass man den Rollsaumhebel umlegt. Klingt trivial, aber habe ich tatsächlich auch schon vergessen und mich dann etwas über das Ergebnis gewundert. Bei mir liegt der Rollsaumhebel direkt neben der Stichplatte, bei anderen Maschinen ist er am rechten Rand der Maschine untergebracht. Wenn ihr euch unsicher seid, schaut lieber noch einmal in die Bedienungsanleitung. Achtung! Den Rollsaumhebel auf jeden Fall wieder zurückstellen, wenn ihr fertig seid mit Rollsäumen. Sonst gibt es beim nächsten Nähstück sehr runde Augen, wenn die Naht plötzlich „komisch“ aussieht.
Wird der Rollsaumhebel betätigt, wird die Stichzunge am rechten Rand der Stichplatte (direkt rechts neben der Nadel) zurückgezogen, so dass die Schlaufen der Greiferfäden nur über die dünne, nadelartige Nahtführung rechts neben der Nadel gelegt werden. Das Ergebnis ist eine sehr schmale Naht.
Je nachdem wie fest euer Stoff ist, könnt ihr jetzt schon beobachten, dass der Stoff sich an der umnähten Kante einschlägt. Bei ganz dünnen Stoffen stehen allerdings oft noch Fransen oder kleine Zipfel aus der Naht. Ein sauberes Einrollen der Stoffkante erreicht ihr, indem ihr die Fadenspannung verändert. Dabei muss die Fadenspannung der Nadel niedriger sein als die der Greiferfäden. Ihr könnt also entweder die Fadenspannung der Greiferfäden deutlich erhöhen, oder die der rechten Nadel deutlich lösen. Manchmal liest man auch, dass die Fadenspannung nur des Untergreifers erhöht werden muss. Bei meiner Overlock gibt es mit dem Lösen der Fadenspannung der Nadel ein sehr gutes Ergebnis, aber im Zweifelsfall hilft nur probieren.
Wichtig ist, dass es einen Unterschied zwischen der Fadenspannung der Greifer und der der Nadel gibt. Dadurch ziehen die „strammen“ Greiferfäden in Richtung Unterseite. Das Ergebnis: Die Stoffkante rollt sich schön ein. Wir haben einen sehr schmalen, sauberen Abschluss des Stoffrands.
Das ist ein Ergebnis, das man vor allem bei leichten Stoffen schon als sehr schön bewerten würde. Sollten jetzt noch Fransen herausstehen oder die Naht zu locker erscheinen, wäre der nächste Schritt, die Stichlänge zu verkürzen. Dadurch werden auf derselben Strecke Stoff viel mehr Stiche untergebracht, so dass die Naht viel dichter erscheint. Umgekehrt gilt natürlich dasselbe: Will man eine lockerer aussehende Naht, muss man die Stichlänge entsprechend erhöhen.
Ich mag eher kürzere Stichlängen, aber das ist Geschmackssache und hängt auch etwas vom Stoff ab. Ein Jersey verträgt eine kurze Stichlänge vielleicht besser als ein sehr feiner Chiffon. Das sollte unbedingt auf einem Probestück ausprobiert werden.
Bei elastischen Stoffen gibt es nun noch die Möglichkeit, durch Dehnung des Stoffes noch mehr Stiche auf kleiner Strecke unterzubringen. Wenn der Stoff sich nach dem Nähen wieder zusammenzieht, entstehen so Wellen. Der Wellensaum bei Jersey ist ein (wie ich finde) sehr hübscher Abschluss, vor allem auch für Kinderkleidung. Dazu stellt man den Differentialtransport der Overlock auf den kleinsten Wert Um den Effekt zu erhöhen, kann man gleichzeitig den Nähfußdruck erhöhen oder etwas am Stoff ziehen. Für einen besonders stark gewellten Saum kann man auch zwei mal über dieselbe Stelle nähen. Auch hier gilt: Am besten an einem Probestück ausprobieren, damit man genau weiß, mit welchen Einstellungen man das gewünschte Ergebnis erhält.Hier noch einmal zur Übersicht, wie sich die Nähte verändern, wenn man die Einstellungen an der Overlock für den Rollsaum vornimmt.Von links nach rechts: 4-Faden-Overlock, 3-Faden-Overlock, Rollsaum, Rollsaum mit sehr kurzer Stichlänge, Wellensaum.
Sicher säumen: Rollsaum mit der Overlock von Marja Katz ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
Das war wohl Gedankenübertragung, Marja -grade brüte ich über der Overlock genau zu dem Thema. Ich bin sicher, deine Anleitung hilft mir weiter -vielen Dank!!
LG
Sandra
Das freut mich! Ich hoffe, Du hast es gut hinbekommen 🙂
[…] den Stoff auch schmal einrollen und von Hand mit Blindstich festnähen. Natürlich kann man den Rollsaum auch mit der Overlock nähen. Mit der Maschine kann man den Stoff ebenfalls leicht einrollen und festnähen. Ich bevorzuge […]
Vielen lieben Danke für diese ausführliche Beschreibung. Die ist sehr übersichtlich und verständlich.
LG karin
[…] kurzem habe ich hier im Blog gezeigt, wie man bei dünnen und empfindlichen Stoffen mit der Overlock einen Rollsaum nähen kann. Ich habe viel positives Feedback zu dem Artikel bekommen, was mich sehr gefreut hat. Aber an […]
[…] später nach außen, was hübsche Effekte ergibt. Ich habe schon einmal ausführlich über die Einstellungen der Overlock für Rollsaum geschrieben. Mit der Nähmaschine funktioniert das natürlich auch, dafür kannst in diesen Artikel […]
Vielen Dank für diese ausführliche und gut bebilderte Anleitung.
Werde mich jetzt an meinem ersten Rollsaum mit der Overlock versuchen.
Grüße
Nicole
Die Anleitung ist super, ich hab auch schon mal einen ganz guten Rllsaum hin bekommen nur der Abschluss war ein Problem. Hättest du dafür noch einen Tipp, wie beende ich den Rollsaum am besten?
Ich nähe mit der Overlock einmal über den Nahtanfang, so dass dieser gesichert ist. Dann ziehe ich den Stoff heraus, schneide die Fäden (nicht zu kurz) ab und ziehe die einzelnen Fäden aus der Overlock-„Wurst“, die die Maschine ohne Stoff bildet. Die einzelnen Fäden versteche ich dann mit einer dünnen Nadel direkt in die Rollsaum-Naht.
Hmm, das klingt jetzt komplizierter, als es ist. War das verständlich?
Vielen Dank für Deine tolle Anleitung, ich möchte mich gerne zum ersten Mal an einem Wellensaum versuchen und hoffe, dass ich es damit hinbekomme!
Viele Grüße
Steffi
Tolle Anleitung, die ich zu meinem momentanen Problem gefunden habe. Ich habe eine Singer Overlock und habe mich vor kurze endlich mal an den Rollsaum, eigentlich eher Wellensaum rangetraut. Aber leider bin ich mit dem Ergebnis nicht so zufrieden. Ich habe meiner Tochter einen Lagenrock aus Jersey genäht und alle 3 Stoffe mit einem Wellensaum vernäht. Er wellt sich schon, aber leider rollt sich der Jersey nun extrem nach außen oben. Somit sieht man so gut wie nichts mehr vom Wellensaum. Eigentlich hätte ich mir so das Versäubern komplett sparen können…
Ist das vielleicht normal bei Jersey? Kann ich irgendwas ändern, dass das nach außen oben rollen aufhört? Wenn ich mir die Jersey-Kindersachen mit Wellensaum so anschaue, sieht das immer so toll aus, was ich unbedingt auch hinbekommen möchte.
Vielleicht hast Du ja noch einen Tipp für mich?
LG
Hmmm, das mit dem Hochrollen macht Jersey ja recht schnell und passiert auch manchmal trott Rollsaum etwas. Wenn man den Saum gar nicht mehr sieht, würde ich mich schon noch einmal ransetzen.
Hast Du den Differenzialtransport schon voll ausgereizt? Durch das Dehnen des Stoffes beim Nähen entstehen ja die Wellen und das Dehnen hat dazu noch den Effekt, dass der Stoff sich nicht so hochrollt. Wenn es nicht ausreicht, kann man auch noch ein zweites Mal komplett über den Rollsaum drüber gehen, also quasi zwei mal dieselbe Stelle übernähen. Ich habe gelesen, dass das funktionieren soll, habe es aber selbst noch nicht probiert.
Wenn die Dehnung zu schwach ist, kann man den Stoff auch beim Nähen mit der Hand dehnen (möglichst gleichmäßig). Also den Stoff etwas festhalten, damit er gedehnt vom Transportfuß eingezogen wird. Dann sollte er sich auch nicht mehr nach oben rollen. Ich wünsche dir viel Erfolg und dass es im zweiten Anlauf gut klappt!
Danke für Deine Antwort. Ich glaube, ich hatte den Differenzialtransport um eine Position nicht ausgereizt. Aber ich hatte beim nähen schon ziemlich vorgedehnt, da ich mehr Wellen haben wollte.
Das mit dem Drübernähen habe ich noch nicht ausprobiert. Werde ich aber austesten.
Ich werde berichten, wenn ich nächste Woche dazugekommen bin.
LG
Super Anleitung! Mein Wellensaum sieht auch eigentlich so aus, wie ich möchte. Der Stoff wird ja beim Nähen rechts von der Overlock abgeschnitten, ich habe aber auch immer wieder große Löcher zwischen Saum und Stoff… gibt es dafür irgendeine Erklärung? Ich habe schon so lange probiert, dass das Kleid höchstens noch eine Tunika wird… LG
Ohje, das klingt ja nicht so gut. Löcher zwischen Stoffkante und Saum weisen darauf hin, dass der Stoff nicht weit genug am Messer (also rechts) geführt wurde. Wenn das Messer nicht greift oder der Stoff er seitlich (links) der Nadeln wegrutscht, näht die Maschine weiter, ohne Stoff zu greifen. Mir passiert das auch manchmal bei Kurven oder engen Stellen. Eine Ferndiagnose ist natürlich schwierig, aber bei meiner Nähmaschine ist das meistens der Grund.
Generell ist es besser, einen neuen Saum an einem Probestück des betreffenden Stoffes auszuprobieren. Da jeder Stoff andere Dehnungseigenschaften hat und unterschiedlich reagieren kann, ist es sehr schwierig, ohne vorherige Probe auf Anhieb die genau richtige Einstellung zu finden. Und gerade bei Rollsaum/Wellensaum ist ja auch die Enge der Stiche und Stärke der Wellen ziemlich Geschmackssache. Ich hoffe, Du kannst noch eine schöne Tunika aus dem Teil basteln – auch wenn es immer sehr ärgerlich ist, wenn es so kurz vor Fertigstellung noch so ein Gehuddel gibt.
Viel Erfolg und frohes Schaffen!
Vielen lieben Dank für deine tolle, bebildete Erklärung. Jetzt heißt es für mich „tüfteln und probieren“ aber ich habe zumindest deine Bilder, wie es am Ende aussehen sollte und richtig ist 🙂
Bei meinem ersten Rollsaum ist mir das heute auch passiert, dass Löcher zwischen Stoff und Naht waren und auch so fand ich den Rollsaum ziemlich dünn und fest.
Am Messer rechts langgeführt habe ich den Stoff. Aber ich denke, dass das an der Fadenspannung liegen könnte. Ist das möglich? Beide Greiferfäden auf 7 und die Nadel auf 5. Eingerollt war er auch nicht.
Vielleicht kannst du mir helfen.
Lg Uta
Hallo Uta, ich habe das Problem gestern damit in den Griff bekommen, dass ich mein Messer manuell weiter nach rechts gestellt habe. Es hat zu nah an der NAdeleinstichhöhe abgeschnitten, sodass kleinste Störungen beim Stoff (ich hatte gewaschenen Musselin) dazu führten, dass die Nadel danebenstach. Nun habe ich zwar einen etwas dickeren Rollsaum (da ja mehr Material eingerollt wurde), aber dafür ist er sehr schön fest und kompakt geworden.