Ihr Lieben, das war was! Ich bin immer noch total überwältigt, wie schön das Wochenende war. Wahnsinnig anstrengend, wahnsinnig schön. Nach längerer Vorlaufzeit und Planung haben sich am letzten Wochenende 50 nähbegeisterte, stoffsüchtige, etwas durchgeknallte, aber durchweg unheimlich liebenswerte Frauen in Köln zum Nähbloggertreffen zusammen gefunden. Und es war, wie es immer ist, wenn die #nähnerds aufeinander treffen: gute Stimmung, eine Wellenlänge und ganz viel Gefachsimpel.
Organisiert wurde das Treffen durch die wundervolle Karin und Susi, unterstützt durch Bele, Luzie, Antje, Brigitte und mich. Drei Tage Nähnerd-Flausch und so viele Eindrücke! Der Startschuss fiel Freitag Abend, als die ersten angereisten Gäste sich zu einem lockeren Beisammensein im Herbrandt’s in Ehrenfeld trafen. Leider musste ich diese Veranstaltung auslassen, ich hing auf Arbeit sehr (sehr, sehr) lange fest, weil ein Kollege „in einen Doktor umgewandelt“ w
urde, wie meine Tochter so schön ausdrückte. Dafür ging ich am Samstag in die Vollen. Ich startete früh, um mit Lotti Katzkowski und der Drehumdiebolzeningenieurin zur Lesung von Meike im neu eröffneten Stoff&Stil gehen zu können. Beim Meet&Greet erzählte Meike mitreißend, wie frustrierend für viele Frauen das Anprobieren von Kleidung beim Shoppen ist und dass selber schneidern der logische Schluss ist, wenn man gut sitzende Kleidung möchte, in der man sich wohl fühlt. In ihrem Buch „Nählust statt Shoppingfrust – Selber nähen macht glücklich“ erzählt die Autorin auf witzige Weise, wie sehr sich das Nähen lohnt, für das eigene Wohlbefinden genauso wie für das Auftreten.Wir gingen etwas früher, um den Treffpunkt um 12 Uhr am Hauptbahnhof nicht zu verpassen. Ein Teil der Teilnehmerinnen hatte sich mit Susi schon auf den Weg zu Fashion for Designers gemacht, wo sie im Showroom die Stoffe DER Bekleidungshersteller Europas nicht nur beschauen und
befühlen, sondern auch erwerben konnten. Unsere Gruppe dagegen wollte zuerst die Innenstadt Kölns und dann die großen Stoffläden unsicher machen. Nachdem wir mit Hilfe von Passanten ein paar obligatorische Erinnerungs-Gruppenfotos gemacht haben, auf der immer irgendeine die Augen zu oder Haare vom Wind ins Gesicht geblasen hat, aber trotzdem alle glücklich lachen, machten wir uns auf den Weg. Bele, die kein eigenes Blog hat, aber vielen durch fleißiges Kommentieren bekannt ist, machte eine unterhaltsame Stadtführung, vorbei an Sehenswürdigkeiten, die alle in irgendeiner Form mit dem Nähen verbunden sind. Ich muss sagen, dass ich sehr beeindruckt war, da ich die meisten Eckpunkte gar nicht kannte und so viel dazu gelernt habe. Danach teilten wir unsere Gruppe und zeigten unseren Gästen, was für schöne Stoffe Alfatex undStoff&Stil haben. Wir sind in Köln mittlerweile in einem wahren Stoffparadies, da wir neben den Großhändlern, die ihre Filialen in den letzten beiden Jahren in der Innenstadt eröffnet haben, auch viele kleine, sehr gute Stoffläden in den Veedeln haben. Viele der Bloggerinnen kannten Alfatex und Stoff&Stil vornehmlich vom Online-Shop und waren froh, während unseres „betreuten Shoppens“ die Stoffe befühlen zu können. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Café trafen wir uns wieder vor dem Dumont-Carré. Hier teilte sich die Gruppe abermals. Mit Bele ging eine Gruppe von 15 Frauen zu Plissee Becker, deren Laden extra für uns noch einmal geöffnet wurde. Karin führte eine Gruppe zum Waxprint-Laden in Köln Kalk und Luzie und ich machten uns mit einer kleinen Gruppe auf in die Altstadt und zum Stoffschnäppchen-Markt. Auch wenn wir überrascht waren, dass bei uns – entgegen der vorherigen Interessensbekundung – nur wenige Frauen mitgingen, hat sich der Ausflug total gelohnt. Der Laden auf dem Gürzenich war super aufgestellt, was Winterstoffe anging und so haben wir alle noch einmal kräftig zugeschlagen. Dick bepackt mit schweren Beuteln kamen wir schließlich wieder aus dem Laden.
Nach einer kurzen Verschnaufpause zuhause ging es zur Abendveranstaltung. Was für ein Glück, dass dafür das Palanta in Sülz ausgesucht war, denn das ist bei mir um die Ecke. Ich war eigentlich schon ganz schön platt von der Tour durch die Stadt, aber im Palanta ist es dann doch etwas lustiger und länger geworden, als ich dachte. Als Giveaway hatte jede Teilnehmerin ein süßes Nadelkissen in der Form des Kölner Doms auf dem Teller liegen. Jedes in liebevoller Handarbeit von Antje, Brigitte und Tilly genäht – für alle 50 (!!!) Teilnehmerinnen. Es war ein sehr schöner Abend in lockerer Runde, bei dem ich öfter die Plätze an den Tischen wechselten und trotzdem nicht mit allen reden konnte – zumindest nicht so lange, wie ich es gern mit jeder einzelnen getan hätte. Über Fachsimpeln auf dem Klo, lachen und schwatzen verging die Zeit wie im Flug, so dass wir gegen 1 Uhr hinaus gekehrt wurden. Wie ich hörte, ging die Party bei Karin dann noch weiter, aber ich war ganz froh in’s Bett zu kommen. Schließlich wollte ich für den nächsten Tag fit sein.
Wir trafen uns am späten Vormittag direkt am Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK), um die Ausstellung „Look! Modedesigner von A-Z“ zu bestaunen. Leider gehe ich mittlerweile viel seltener in’s Museum als zu meiner Studentenzeit, mit den Kindern bleibt oft nicht genug Muße und Zeit. Umso schöner, dass ich Sonntag in diese tolle Ausstellung konnte! Wir bekamen eine Führung der Kustodin, die uns zu jedem Exponat interessante Details und Anekdoten verraten konnte. Die ausgestellten Kleidungsstücke waren sehr beeindruckend in jeder Hinsicht: Stoffauswahl, Schittdesign, technische Umsetzung. Die Kleider sind ein Fest für die Augen und die Vitrinen ermöglichen, dass man ganz nah an die Exponate herangehen und schauen kann, ohne sie zu gefährden. Ich könnte gar nicht sagen, welches Kleidungsstück mir am besten gefallen hat – jedes hatte seinen ganz eigenen Charakter, seine Besonderheiten. Nachdem wir die Werke der Designer von A-Z bestaunt hatten, konnten wir einen Blick hinter die Kulissen werfen. Bele erklärte uns, wie die Figurinen für jedes einzelne Exponat entstehen. Dass sie nach Maß gefertigt und aufwendig in mehreren Schichten mit schmalen Papierstreifen beklebt werden. Wir waren beeindruckt, wie die Kleidungsstücke auf den Figurinen drapiert und gestützt werden und dass einige Exponate unsichtbar mit stützenden Fäden festgenäht werden, damit sie durch die monatelange Ausstellung keinen Schaden nehmen.
Bele schaffte es wundervoll uns den Zwiespalt der Textilrestauratoren vor Augen zu führen, dass es eine Gratwanderung ist, zwischen dem Erhalten der Textilien und dem Ausstellen bzw. der Zugänglichkeit für die Allgemeinheit. Die Ausstellung ist wunderbar informativ, aber nicht zu überladen, ein wahrer Augenschmaus und nur zu empfehlen.Nach all den Eindrücken fanden wir uns im Café des Museums ein und ließen das Bloggertreffen bei Kaffee und Kuchen ausklingen. Wir hatten noch einmal viel Gelegenheit, uns in gemütlicher Runde auszutauschen und mitgebrachte Bücher anzuschauen. Danach löste sich das Treffen langsam auf, als die Teilnehmerinnen nach und nach am nahe gelegenen Bahnhof die Rückfahrt antraten. Sehr glücklich, aber total erledigt, machte ich mich schließlich auch auf den Heimweg. Und war noch nach Tagen beschwingt von diesem tollen Treffen. Weitere Treffenberichte und Fotos werden auf Karins Blog dreikah gesammelt.
Das NBTK15 – Nähbloggertreffen in Köln von Marja Katz ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.