Vor ziemlich genau einer Woche wollten wir die Heimreise aus Benin nach Deutschland antreten, mit einem Zwischenstopp in Paris. Ich bin immer noch fassungslos und geschockt, wie problematisch der Rückflug war. Mir fehlen selten die Worte, wenn ich etwas aufschreiben möchte, aber diesen Artikel habe ich nun mehrfach angefangen und wieder abgebrochen, weil ich nicht sicher bin, wie ich diese Geschichte erzählen soll. Vielleicht am besten von Anfang an, so sachlich wie möglich.
Kategorie: Meinung
Mein Jahr 2016 – ein Rückblick
Das neue Jahr ist gerade einmal zwei Wochen alt und ich möchte vergangene Jahr etwas rekapitulieren. Gefühlt habe ich wenig genäht und noch weniger gebloggt, dabei habe ich ziemlich ambitioniert in’s Jahr 2016 gestartet. Am Neujahrstag nähte ich mir ein Jerseykleid, bei der Annäherung im Januar brachte ich es auf unsympathische 7 Teile (Streberin!!!) und zu Karneval entwarf ich Kostüme, die erst als Familie so richtig wirkten: Sonnenschein, Regentropfen und Regenbogen. Die Idee war gut, auch wenn der Regenbogen etwas spät fertig geworden ist, weil ich mit dem Raffen von hunderten Metern Tüll irgendwie nicht fertig geworden bin. Die Kostüme haben über Karneval natürlich etwas gelitten, werden aber immernoch gern angezogen. Am Karnevalsdienstag waren wir dann zu dritt verkleidet auf dem Veedelszug mit der Kita, aber das Wetter was so übel, dass wir nach 10 Minuten schon komplett durchnässt waren.
Nach den sehr aufwendigen Kostümen – ich hatte auch fast alle Schnittmuster selbst konstruiert – war erst einmal etwas die Luft raus. Unser Haus war immer noch komplett eingerüstet, so dass ich wenig Licht für Fotos hatte. So zeigte ich nicht einmal alle Werke von der Annäherung komplett und das Blog sank ein bisschen in den Dornröschenschlaf. Dazu kamen die vielen Unwetter im Frühjahr, die sehr Kräfte zehrend sind, vor allem, wenn man alle Wege mit Fahrrad und Kinderanhänger zurück legt. Dann kommt man weder mit umziehen, noch mit waschen oder ausruhen hinterher. Außerdem hatten wir das große Glück, im April einen kleinen Garten zu bekommen. Das hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen, aber auch sehr viel Freude geschenkt.
Es entstand noch ein zweites Jerseykleid, das mit den Pusteblumen, für meine Freundin, ein leichtes Sommerset aus Aboriginee-Stoff und gegen Ende des Sommers schließlich mein heiß geliebtes Karokleid. Daher sind es dieses Jahr „nur“ 3 Kleider, drei Röcke und drei Oberteile im Bereich Damenbekleidung geworden. Für die Kinder – meine eigenen und auch die geliebten Nichten – ist etwas mehr rausgekommen. Vieles davon habe ich leider gar nicht auf dem Blog gezeigt. Da habe ich es immerhin auf 9 Oberteile, zwei Röcke, eine Leggins für den Sportunterricht und drei Kleider gebracht. Dazu kommen noch Sonnenhüte, Taschen und andere Kleinigkeiten, die irgendwie auch nie den Weg in das Blog gefunden haben.Im letzten Jahr habe ich verhältnismäßig viele Accessoires genäht. In unserer Wohnung sind nun überall knallbunte Kissen zum Kuscheln verteilt, außerdem konnten wir eine riesige, runde Stranddecke mit in den Urlaub nach Dänemark nehmen. Der Besuch im Waxprint-Laden im Frühsommer war zwar schlecht für die Stoffbilanz, aber unsere Fernweh-Kissen wollen wir alle nicht mehr hergeben.
Neben der riesigen Stranddecke habe ich mich auch sehr gefreut, dieses Jahr mal wieder einen Quilt zu nähen. Im Freundes- und Kollegenkreis sind so einige Babys gepurzelt. Auch eine gute Freundin ist Mama geworden, und ihr kleiner Schatz ist nun stolzer Besitzer einer bunten, weichen Krabbeldecke.
Meine persönlichen Lieblingsteile für mich in diesem Jahr sind das rote Karokleid und der graue Wollrock, den ich auf der Annäherung genäht habe. Den Rock habe ich wirklich sehr oft getragen, aber leider hat der einen vorweihnachtlichen Waschgang nicht überlebt. Plötzlich ist der Stoff eingelaufen, kam total verfilzt aus der Waschmaschine und ich habe mich sehr geärgert, dass ich ihn nicht im Feinwaschgang hatte. Zum Glück habe ich von der herzensguten Drehumdiebolzeningenieurin einen sehr ähnlichen Wollstoff-Rest geschenkt bekommen, der auf jeden Fall für einen ähnlichen Rock reichen wird. Mein erster Stoffeingang 2017! Damit wären wir auch schon bei der Stoffbilanz 2016: Stoffeingang sind bei 61,3m, wobei ich viel Stoff geschenkt bekommen habe (Danke!!!) und der Waxprintladen plus Karnevalskostüme mit zusammen rund 35m zu buche schlagen. Ich habe fast nichts auf Vorrat gekauft, sondern gezielt für Geschenke oder ein spezielles Projekt (Einschulungskleid, Karokleid), die ich dann auch direkt umgesetzt habe. Außerdem war ich recht erfolgreich darin, Reste zu verbrauchen. Damit bin ich meinem Ziel, meinen kompletten Stoff in meinen Nähschrank zu bekommen, ein ganzes Stück näher gekommen. Vernäht habe ich insgesamt 51.3m, was mich etwas überrascht – ich hätte weniger geschätzt. Alles in allem also doch ein recht produktives Jahr, auch wenn es auf dem Blog nicht so belebt zuging wie sonst. Wir werden sehen, was 2017 bringt. Einen ambitionierten Plan für die Annäherung am Wochenende habe ich schonmal…
Blog über den Tellerrand im April
Der April ist rasend schnell vorüber gezogen und so wird es Zeit für eine neue Runde Blog über den Tellerrand. Ich möchte euch vorstellen, was mir in diesem Monat Interessantes über den Weg gelaufen ist, welche Blogs und Artikel ich entdeckt habe. Ein kleiner persönlicher Rückblog sozusagen (ja, ich schmeiß‘ gleich was in’s Phrasenschwein).
Getreu dem Motto alles Neu macht der Mai, hat sich im letzten Monat Devetex, einer der größten Stoffproduzenten Europas, einem breiteren Publikum geöffnet. Den Showroom von Fashion for Designers habe ich im Rahmen des Köln-Bielefelder Nähbloggerinnen-Treffens im letzten November schon einmal besucht und war wie erschlagen von der Vielzahl der Muster, Farben und Qualitäten. Das Eisblumenkleid ist aus einem Devetex-Stoff entstanden und wahre Schätze lagern noch in meinem Stoffregal. Namhafte Modeproduzenten kaufen bei Devetex genauso im großen Stil ein wie die sagenumwobene Lena Hoschek und nun muss man nicht einmal mehr nach Krefeld fahren, um den Zauber der tollen Stoffe zu genießen. Im Onlineshop kann man sich ordentlich die Augen verblitzen an den schönen Prints und auch wenn die Preise mehr als fair sind, gemessen an Stoffqualität und Design, wird mein Geldbeutel ganz schön leiden. Klassisches la
chendes und weinendes Auge also.Von qualitativ hochwertigen Stoffen und toller Mode ist man ganz schnell wieder beim Thema ‚französischer chic‘ und ich muss gestehen, ich bin auf einem weiteren französischen Blog hängen geblieben, auf Creations du papillon. Ich habe es ganz zufällig auf Instagram entdeckt, wo mich dieser fabelhafte Stoff und die tolle Verarbeitung des Belladone Kleides von Deer and Doe sehr verzaubert hat. Mit einnehmender Bescheidenheit schreibt Emilie über „mes petites créations‘, ihr aktuellstes Projekt ist eine sehr elegante Handtasche aus Leder.
Weniger elegant als vielmehr pfiffig ist auch diese Clutch, die aus einem Buch gebastelt wird. Es gibt ja Leute, die müssen immer ein Buch dabei haben. Und eine Tasche. Mit dieser Buch-Clutch schlägt man gleich beide Fliegen mit einer Klappe. Ein absoluter Hingucker.
Blog über den Tellerrand
Seit ein paar Jahren gibt es einen starken Aufwärtstrend im Bereich DIY und speziell auch Handarbeiten. Stricken und nähen wurden immer populärer, so dass es kaum verwunderlich war, dass auch Blogs zu diesen Themen entstanden; einige werden seit vielen Jahren geführt, andere machen einen Dornröschenschlaf oder verschwanden wieder. Die Vielzahl an Nähblogs ist immer unübersichtlicher geworden, Verlinkungsaktionen wie der Me Made Mittwoch, RUMS oder der Creadienstag werden so stark frequentiert, dass man in der Masse der Teilnehmer fast untergeht. Dennoch findet eine Vernetzung zwischen den Blogs statt und es hat sich eine sehr lebhafte Community gebildet. Im Alltag, der bei mir in der Regel durch Leute geprägt ist, die gar nicht nähen oder selbermachen, kommt mir die DIY- und Nähszene manchmal sogar wie eine eigene Subkultur vor. Bestimmte Themen, Erfahrungen und Insiderwitze sind einem mittlerweile beeindruckend große Kreis von überwiegend Frauen vorbehalten. Interessant dabei ist, dass auch Wortneuschöpfungen entwickelt werden, die in eine Wahl zum Nähnerdwort des Jahres gipfeln.
Stoffverarmungsangst
Das neue Jahr ist gerade 10 Tage alt und ich habe schon meinen ersten (und einzigen) guten Vorsatz gebrochen. Eigentlich war es gar kein offizieller Vorsatz, weil ich nicht der Typ für Vorsätze bin. Man bricht sie sowieso viel zu schnell (q.e.d), ist dann wieder frustriert und eigentlich braucht man ja auch nicht unbedingt einen Jahreswechsel, um eine ungeliebte Angewohnheit abzulegen. Also hatte ich mir nur ganz insgeheim etwas vorgenommen, eigentlich schon im Verlauf des letzten Jahres. Ich habe mir vorgenommen, weniger Stoff zu kaufen. (Ja, genau. Das war schon die Pointe.)