So langsam sind wir ausgenüchtert und erholt genug, die jecke Zeit zu rekapitulieren. Der Karneval mit Kindern lässt sich in Köln gut feiern, weil es sehr viele kleinere Veranstaltungen gibt, die man mit der Familie gut besuchen kann. Im Vorfeld hatte ich mir ja wieder einige Gedanken zu den Kostümen gemacht. Die Kinder wollten unbedingt als Hexe und Zauberer gehen. Da man sich für die Umzüge auf der Straße am besten warm einpackt, verschwindet das schöne Kostüm schnell unter einen dicken Jacke. Daher wollte ich für dieses Jahr dickfellige Monsterkostüme machen und habe die Materialschlacht und den Kampf mit dem Flokati im Blog ausführlich gezeigt.
Ich muss sagen, der Plan mit den Drinnen- und Draußen-Kostümen ist voll aufgegangen. An Weiberfastnacht haben wir eine Kinderparty bei uns geschmissen. Wir haben auch drei Packungen Konfetti geschmissen. Außerdem Luftschlangen, Luftballons, das volle Programm. Bei unserer Party und der Familienparty von Freunden am Freitag haben die Kinder ihre Kostüme mit stolz ausgeführt. Für den Karnevalssamstag hatten wir Karten für die Pfannkuchensitzung im Weißhauskino ergattert. Das ist eine zweistündige Sitzung für Kinder, die von Rita und der kleine Schosch sehr liebevoll gestaltet wird. Da gibt es Live-Musik, es werden Geschichten erzählt, die Kinder können frei tanzen oder in einer Polonaise durch den Kinosaal geben. Damit es auch den Kleinen nicht zu viel wird, gibt es zwischendrin eine Pause. Wir waren das erste Mal da und ich muss sagen, wir waren sehr begeistert.
Sonntag standen wir dann das erste Mal am Zoch. Wir starteten vormittags in der Südstadt mit den Schull- und Veedelszöch. Dort marschieren verschiedene Schulen und Vereine aus den Stadtvierteln auf und gehen fast den identischen Weg zum Rosenmontagszug. Der Zug ist sehr bunt, mit wunderbaren Kostümen und nicht so unnahbar wie der große Rosenmontagszug. Es gibt sehr viel Musik von den typischen Karnevalskapellen oder auch Trommelgruppen. Im Zug laufen über 100 Gruppen, so dass man wirklich viel zu sehen bekommt.
Wir haben da natürlich schon einiges an Kamelle gefangen, aber nicht alles hat es bis in die Beutel der Kinder geschafft. Vieles verschwand auch direkt im Mund. Nach zwei Stunden waren die Kinder recht geschafft, außerdem musste ich heim. Ich hatte eine Karte für die große Kostümsitzung der Kölschen Narrengilde geschenkt bekommen und wollte mich noch aufhübschen. Das ging nur so halb, weil irgendwie alle Lippenstifte von kleinen Kindern angebissen oder aufgegessen waren. Trotzdem war die Sitzung toll, ich war zum ersten Mal bei einer. Es ist zwar ein bisschen speziell, aber hat auf jeden Fall viel Spaß gemacht.
Auch wenn wir es zuerst nicht so geplant hatten, fuhren wir Rosenmontag dann doch noch spontan zum Rosenmontagszug. Da muss man wirklich eine gute Stelle kennen, wenn man mit Kindern dort hin will, denn es ist unheimlich voll. Wie es im Rheinland so ist, kamen wir in der Bahn mit Mitfahrenden in’s Gespräch. Genauer gesagt fing Liese mit dem Flamingo an zu schnacken, der ihr gegenüber saß. Gemeinsam unterhielt sie sich mit der jungen Frau über sämtliche Disney-Filme und welcher wohl der beste war. Schließlich sangen sie sogar noch das Bibi&Tina-Lied zusammen, das war absolut großartig. Am Zug hatten wir dann einen recht guten Platz hinter der Apostelkirche am Neumarkt, wo einige Familien standen, die gegenseitig auf die Kinder acht gaben. Wir wurden öfter auf die Monster-Kostüme angesprochen, fotografiert oder die Kinder erhielten kleine Geschenke, weil sie so toll aussahen. Das ging natürlich runter wie Öl und ich war sehr stolz, dass die kleinen Monster so bewundert wurden. Nach dem Rosenmontagszug gingen wir tatsächlich auch noch zur Karnevalsparty in der Lutherkirche. Die Familien-Partys dort sind wirklich etwas ganz Besonderes, weil die Kanzel zugunsten eines Mischpultes geräumt wird und im Kirchenschiff Disco ist. Im Vorraum gibt es Snacks und Getränke, außerdem ist es dort ruhig genug, dass sich auch Familien mit Babys wohl fühlen. Neben der Karnevalsparty am Rosenmontag gibt es noch eine an Weiberfastnacht. An Halloween findet dort auch eine ganz tolle Familienparty statt, mit Lagerfeuer, Stockbrot, Märchenerzähler und Kinder-Geisterbahn.
Nach vier Tagen voller Karnevals-Feierei waren wir alle schon ziemlich geplättet – denn Karneval ist eeecht anstrengend. Aber Dienstag ist bei uns immer das große Finale. Vormittags findet der Veedelszoch in Zollstock statt, der nicht sehr groß, aber unheimlich liebevoll gestaltet ist. Dort läuft seit dem letzten Jahr unsere Kita mit einer sehr großen Gruppe mit und mittlerweile kennen wir auch ein paar Familien, die bei den Schulen mitlaufen. Ich finde, es gibt nichts schöneres als einen schönen Veedelszoch, bei dem man Leute kennt, die dann aus der Reihe kommen, einen drücken und bützen. Und natürlich lässt sich nirgendwo mehr Kamelle fangen, als bei einem Zoch, wo die Freundin die Kamelle aus ihrem Wurfbeutel einfach in den eigenen Beutel „umfüllt“. Nach dem Zollstocker Zoch reicht die Zeit genau, einmal nach Sülz zu fahren, sich aufzuwärmen und ein paar Nudeln im Bett zu essen. Das haben wir im letzten Jahr perfektioniert, als wir auf dem Zollstocker Zoch vom Regen total durchgeweicht wurden. Danach geht es noch zum Sülzer Zoch, der natürlich der Schönste von allen ist. Dieses Jahr hatte der Zoch ganz schön Verspätung, aber als er endlich kam, wurde er von den Stenzis angeführt. Und aus dieser Gruppe löste sich plötzlich eine Frau, die zu uns kam und uns auf den Blog und die Kostüme ansprach. Das war vielleicht ein Erlebnis – ich habe mich riesig gefreut!
Im Sülzer Zoch läuft Lieses Schule, außerdem viele Bekannte und Nachbarn. Demzufolge gab es wieder extra viele Süßigkeiten – soviele, dass wir sie kaum tragen konnten. Leider ist der Zoch dann total abgesoffen, weil es plötzlich stark anfing zu regnen. Das tat der Freude aber keinen Abbruch und wir hielten tapfer durch. Nur die Monster-Kostüme wurden durch die Nässe ganz schön schwer. Zuhause konnten wir uns aber aufwärmen und trocknen und dann war alles wieder gut. Als dann auch die Kamelle getrocknet war, wollten wir sie unbedingt wiegen, denn es waren Unmengen. Unsere Küchenwaage zeigte nur noch EEEEs an, so dass ich mich schließlich mit den Kamellesäcken behängt auf die Personenwaage stellen musste. Wir haben tatsächlich 10kg(!!!!) Süßigkeiten gefangen, das meiste davon auf den Veedelszügen. Auch wenn wir schon einiges verschenkt haben, sind wir ziemlich im Süßigkeitenkoma. Aber war geil.