Ein Monsterkostüm für Karneval

Endlich fertig, endlich geschafft! Wir sind Monster! Drei Meter Flokati habe ich erfolgreich umgesetzt in zwei Monsterkostüme für Karneval. Schon beim Zuschneiden war es eine absolute Materialschlacht, Flusen überall! Zu allem Überfluss habe ich mir auch noch in den Kopf gesetzt, gescheckte Monster zu machen. Also habe ich tatsächlich jeden Farbtupfer einzeln aufgenäht, wie ich es im letzten Post zu Flokati schon beschrieben habe. Der Hinweis von Zedena in den Kommentaren, man könne auch von der Rückseite zuschneiden, war super. Wenn man sehr vorsichtig ist und nur das Gewebe zertrennt, zerschneidet man wenig vom eigentlichen Fell. Das gibt nicht nur weniger Flusen, sondern sieht am Ende auch noch besser frisiert aus.

Monsterkostüm nähen

Ich habe für das Oberteil eine sehr weite Jacke aus der Ottobre 4/2014 genommen und in Größe 122 zugeschnitten. Das ist ein bis zwei Größen größer als die Kinder benötigen. Der Plan war, dass sie die Kostüme im Straßenkarneval einfach überziehen können und keine Jacke brauchen. Dafür passt darunter noch warme Kleidung, damit die Zwergenmonster nicht durchfrieren. Statt einer durchgehenden Knopfleiste habe ich das Vorderteil im Bruch zugeschnitten und oben eine kurze Knopfleiste eingefügt. An dem Schnitt hat mit besonders gut gefallen, dass die Kapuze oben noch einen abgerundeten Streifen hat. So konnte ich in der Mittelnaht der Kapuze einen kleinen Iro einfügen und an der Seitennaht der Kapuze kleine Ohren einbauen.

Monsterkostüm nähen - Kapuze mit Ohren

Passend dazu habe ich noch Hosen genäht, sehr flauschige Angelegenheit. Damit sie sich besser tragen, habe ich sie mit altem Jersey gefüttert. Der Flokati ist von innen sehr rauh und bei wärmerem Wetter – an Karneval ist von Schnee bis 15°C Sonne ja bekanntlich alles möglich – ist eine Strumpfhose darunter vielleicht zu warm. So fühlen sich die Monsterhosen von innen an wie eine weiche Leggins und von außen haben sie die komplette Monster-Optik. Taschen habe ich weder bei den Hoodies noch bei den Hosen eingebaut.

Monsterkostüm nähen - Hosen aus Flokati

Das zweite Monsterkostüm ist grün mit lila Flecken, wie man bei den Hosen schon sieht. Theoretisch könnten die Kinder Ober- und Unterteile sogar mixen, was ich mir ganz lustig vorstelle. Auch hier gibt es Ohren und Iro in der Kapuze, wobei das lila Fell deutlich längere Zotteln hat. Deswegen sieht man die Form der Ohren nicht so deutlich. Der Iro ist quasi nur ein in der Mittelnaht eingefasster Schrägstreifen. Ursprünglich hatte mir vorgestellt, in der Mittelnaht des Rückenteils noch Drachenzacken einzunähen. Aber das wäre nicht nur zuviel Aufwand gewesen, auch das Material hätte dafür nicht gereicht. So habe ich einfach Flecken appliziert und den Flokati auch fast komplett aufgebraucht.

Monsterkostüm nähen

Auch die Oberteile sind komplett mit Jersey gefüttert, damit sie sich angenehmer tragen und auch als „normaler“ Hoodie funktionieren. Für das Futter habe ich insgesamt auch noch einmal 3m alter Jersey verbraucht. Das war ganz toll, weil ich auch Reststücke verwenden konnte, die für richtige Kleidung kaum gereicht hätten.Monsterkostüm nähen - gefütterte Kapuze

So sind sie also rechtzeitig fertig geworden, die Kostüme für den Straßenkarneval draußen. Die Kinder sind total begeistert. Aber natürlich beharren sie trotzdem auf ihre Zauberer- und Hexenkostüme für die großen Partys drinnen. Die sind zumindest schon mal durchdacht und fast komplett zugeschnitten. Wenn die letzten Kostüme endlich fertig sind, steht einiges auf dem Plan für mich und den nahenden Frühling.

12 Colours of Handmade Fashion – Was mach ich nur mit beige?

Es geht weiter beim Projekt 12 Colours of Handmade Fashion. Vor einer Weile schon hat Selmin von Tweed & Greet die Farbe des Monats Februar vorgestellt. Es ist beige. Beige. Ja, genau. Das dachte ich auch. Der Artikel wurde schmissig betitelt mit „Beige, Trantüte oder sanfter Draufgänger?“. Ganz ehrlich, für mich ist diese Farbe keins von beidem. Für mich ist beige tatsächlich die Farbe des oberen Endes der Alterspyramide. Ich bin der Meinung, die Farbe passt überhaupt nicht zu mir. Weder vom Alter noch vom Farbtyp her. Aber Ziel der Aktion ist es ja gerade, sich auch mit ungewohnten Farben auseinander zu setzen. Und vielleicht doch die ein oder andere Nuance zu entdecken, die einen total umwirft. Ähnlich hat auch Jenny von Exclamation Point gedacht und in einem schönen Artikel vorgestellt, wie sie sich mit dieser „Nicht-Farbe“ auseinander setzt. Tatsächlich hat mich ihr Artikel total inspiriert, vor allem weil sie einen Stoff verwendet, der mich an einen Leinen in meinem Stofflager erinnert hat.

Diesen tollen Stoff habe ich mal im Sommerschlussverkauf ergattert, in einem Kölner Laden, in dem ich mittlerweile maximal noch Karnevalsstoffe einkaufe. Ich finde die Farbkombination traumhaft. Die Rot-, Orange- und Brauntöne kommen sehr gut zur Geltung. Vor allem weil eine unscheinbare Farbe im Hintergrund wirkt: Ein warmer, fast brauner Beigeton. Der Stoff wäre ein heißer Kandidat für ein schönes Kleid oder einen Sommerrock, allerdings fände ich ihn für die Farbe Beige dann doch etwas geschummelt. Die anderen Farben sind schon sehr dominant. Aber da ich auf Stoffdiät bin und dieses Jahr möglichst fiel aus meinem Lager vernähen will, stöberte ich ein wenig in meinem Stoffschrank und war doch etwas überrascht. Ich fand beige!

Dieser elastische Blusenstoff hat beige Nadelstreifen und wirkt gemeinsam mit dem reinen weiß schon eher wie ein Kandidat zur Umsetzung des Themas. Ich hatte ihn mal für eine Bluse gekauft, für in chic. Da ich in chic nicht besonders oft und nicht besonders gern gehe, liegt er schon eine Weile. Einen Schnitt habe ich dafür auch schon im Kopf. Ich würde ihn gern von einer gut sitzenden, elastischen Bluse vom Klamottenschweden abnehmen. Aber damit ist mein Beige-Vorrat noch nicht erschöpft! Unfassbar, aber wahr: Da liegt noch ein Schätzchen! 

Diesen wunderbar fallenden und leicht glänzenden Blusenstoff habe ich beim Stoffwechsel mal von Frau Knopf geschenkt bekommen. Die Farbe geht fast schon ein bisschen ins Bronzene, eingewebt sind kleine Quadrate in denen hier und da Punkte in royalblau sind. Noch ein heißer Kandidat für eine Bluse, auch wenn die Stoffmenge die Auswahl bei Schnittmustern etwas begrenzt. Beim Drapieren ist mir aufgefallen, dass auch die Rückseite des Stoffes sehr attraktiv ist: Hier ergeben sich durch die Webung Streifen in Royalblau mit kleinen Punkten. Damit kommt der Stoff noch näher an Farben, die mir dann potentiell auch stehen könnten.

Da ich noch im Kostümnäh-Fieber bin, habe ich noch nicht angefangen, mich noch nicht einmal entschieden. Ich hoffe, dafür habe ich noch genügend Kraft und Motivation, wenn wir Karneval überlebt überstanden haben.

Mit Amy beim Me Made Mittwoch

Als ich Ende letzten Jahres rekapitulierte, was ich so genäht und gebloggt habe, fiel mir etwas auf: Ich hatte ein bestimmtes Outfit überhaupt nicht auf dem Blog gezeigt, obwohl ich es sehr häufig trage. Genäht hatte ich es auf der Annäherung 2016, der für mich absolut produktivsten Annäherung aller Zeiten. Dabei handelt sich es um eine Shirt-Rock-Kombination, für mich ein totales Brot-und-Butter-Projekt: Alltagstauglich, viel getragen, viel geliebt.

An diesem Set gefällt mir die Farbkombination unheimlich gut. Der Rock ist aus einem mit Ornamenten bedruckten Cordstoff in einem dunklen (aber nicht zu dunklen!) blaugrün. An diesem Stoff konnte ich damals einfach nicht vorbeigehen, als wir mit einer Horde nähverrückter Bloggerinnen beim Bloggertreffen im November 2016 die Kölner Stoffläden unsicher machten. Den Stoff für das Shirt habe ich auf der Annäherung spontan geschenkt bekommen. Frau Drehumdiebolzen hatte ihn zufällig dabei und weil er farblich so gut zu dem Cord passte, hat sie ihn mir für ein passendes Oberteil überlassen.

Amy von Farbenmix und Renfrew von Sewaholic

Der Schnitt für das Oberteil ist Renfrew von Sewaholic. Ein total universell einsetz- und abwandelbarer Schnitt für Oberteile mit verschiedenen Ärmellängen und Ausschnittvarianten. Total einfach und schnell genäht, vor allem wenn man an den Saumkanten einfach Bündchen aus dem Shirtstoff annäht. Kein Abstecken des Saum nötig, einfach anheften und mit Overlock festtackern.

Besonders praktisch finde ich bei der Amy die Taschen, die zwar nicht besonders groß aber eben ausreichend für ein Taschentusch sind. Fallen kaum auf, tragen nicht auf, sind einfach genau richtig. Weniger mag ich an dem Schnitt ein Detail, das für mich fast schon ein Konstruktionsfehler ist. Die Kellerfalte im vorderen Rockteil springt genau an der dickste Stelle der Hüfte auf. Das heißt, dass auf der Kellerfalte immer Spannung ist, was natürlich auf die Naht geht. Dazu finde ich das hintere Rockteil etwas knapp bemessen, bzw. den Rock nicht weit genug ausgestellt, um die Kellerfalte zu entlasten. Der Saumbund sitzt relativ niedrig auf der Hüfte. Für eine Schnittkorrektur könnte man entweder Rock am Saum enger machen. Damit kommt er höher in Richtung Taille und für die Kellerfalte ist etwas mehr Luft. Oder – die ganz einfache Variante – man gibt am hinteren Rockteil etwas Stoff zu. Das hintere Rockteil der Amy wird im Stoffbruch zugeschnitten und ich lege das Schnittteil nun immer 1cm vom Bruch entfernt an. Diese Mehrweite von 2cm gibt mehr Bewegungsspielraum und entlastet die Naht an der Kellerfalte.

Eine weitere Neuigkeit kann ich euch nicht vorenthalten: Die beste aller Schwiegermuttern hat mir eine Schneiderpuppe geschenkt. Ja, wirklich! Größenverstellbar sogar! Madame steht nun bei uns im Wohnzimmer und darf schon mal das so-gut-wie-fertige Weihnachtskleid Probetragen. Ich liebe die Madame, ist sie nicht toll?

So, und nun gebe ich an diesem wunderbaren, frühlingshaften Mittwoch ab zum Me Made Mittwoch. Dort gibt Frau Nahtzugabe heute leider ihren Abschiedtanz. Vielen Dank liebe Lucy für Deine Mühe und Dein Engagement in den vergangenen Jahren!

Monster-Kostüm für Karneval oder: Wie nähe ich Flokati?

Irgendwie hatte ich schon länger ein Karnevals-Kostüm im Kopf, dass die Kinder auch draußen auf dem Zoch anziehen können. Ganz ideal erschien mir ein weites Überzieh-Kostüm, am besten ein Monster oder etwas anderes Niedliches, aus praktikablem, wetterfestem (ähem…). Die Kinder waren irgendwie noch nicht ganz überzeugt, da war ich schon auf dem Weg in die Stadt und kaufte in einem Anfall textiler Eskalation 3m Flokati. D-r-e-i M-e-t-e-r. Genau. Als ich diese nach hause schleppte, war bei dem streichelweichen Fell auch der Widerstand der Kinder gebrochen, aber in mir schwebte trotzdem die Frage: Wie nähe ich Flokati?

Wie schneide ich Flokati zu?

Allein das Volumen, dass ich mit dem Flokati in zwei Tüten verpackt nach Hause schleppte, fand ich beeindruckend. Ausgebreitet war der Flokati dann noch viel schöner, aber ich erkannte direkt das erste Problem: Ein unglaubliches Flusen-Aufgebot. Also half nur das Zimmer zu verrammeln und den Flokati glatt zu streichen. Tatsächlich ist der Flor so lang, dass ich ihn (vorsichtig!) mit der Zauberbürste (gegen Fitz!) der Tochter glatt gekämmt habe. Einfach nur weil es geht (glatt streichen mit der Handfläche geht natürlich auch, macht aber nicht ganz so viel Spaß). Flokati zuschneiden - Immer in Strichrichtung

Bevor das Schnittmuster aufgelegt wird, sollte der Flokati unbedingt glatt gestrichen sein, die Haare sollten gleichmäßig in Strichrichtung liegen. Zugeschnitten habe ich jedes Schnittteil einzeln bei einfacher Stofflage, damit es nicht Gefitze und Verwurschtel gibt. Es macht sich bezahlt, in Strichrichtung (von oben nach unten) zu schneiden, da man so nicht mit der Scherenschneide zwischen das Fell kommt und nur so eine gerade Schnittkante hinbekommt. Hält man die Schere beim Schneiden etwas schräg, wird das Fell in der Nahtzugabe etwas gestutzt, was das Nähen enorm erleichtert. Der violette Flokati ist so dick, dass ich ihn nachträglich noch einmal entlang der Nahtzugabe komplett rasiert zurückgeschnitten habe.Flokati zuschneiden - Nahtzugaben zurückschneiden

Wie appliziere ich Flokati?

Da meine Kinderchen keine Langweiler sind, wollte ich ihnen gescheckte Monsterkostüme nähen. Gescheckten Flokati habe ich nicht gefunden, daher wollte ich Flecken in einer Kontrastfarbe applizieren. Dabei wollte ich – damit das neongrün-violette Fell möglichst natürlich aussieht (sic!) – keine geraden Schnittkanten wie beim Zuschneiden des Schnittmusters. Ich wollte lieber, dass der Flor ineinander übergeht. Das erreicht man, indem man schon beim Zuschnitt gegen die Strichrichtung zuschneidet. Dabei rutscht die Schere unter den Flor und kappt ihn nicht mit dem Schnitt im Gewebe. Es bleiben also schöne, lange Haare erhalten, die über die Applikation hinausragen.

Flokati für Applikationen schneiden

Beim Aufbringen muss man das Fell unter der Applikation herausstreichen und zurücklegen. Bei besonders langen Haaren, die nicht in die Naht geraten sollen, kann man sich auch etwas mit Haarschmuck behelfen.Flokati nähen

Wie nähe ich Flokati?

Die Applikationen werden normal mit einem engen Zickzack-Stich aufgebracht. Dabei unbedingt den Nähfußdruck kontrollieren, damit die schweren Stoffschichten richtig transportiert werden. Das Material ist eine ziemliche Strapaze für die Maschine (Gewicht! Fusseln!), für die Nadel und das Garn. Sollte eure Maschine Stiche auslassen, wechselt auf eine stärkere Nähmaschinennadel (Ich habe 90er verwendet) und kontrolliert die Oberfadenspannung. Verwendet reißfestes Garn.Flokati nähen

Wenn euch Haare in die Naht geraten oder sich im Nähfüßchen verfangen, behelft euch mit Haarspangen oder (nicht zu starkem!) Masking Tape. Geht dabei etwas pfleglich mit dem Flokati um, denn viele Flokatis sind eher locker geknüpft und verlieren leicht die Haare, wenn man zu stark daran zieht.Wie nähe ich Flokati

Wenn die Applikation aufgebracht ist, könnt ihr den Flokati noch etwas „frisieren“. Beim gescheckten Monsterfell ist das sehr gut gelungen, das Fell  so zu streichen, dass die Naht überhaupt nicht mehr sichtbar ist. Auch bei normalen Nähten können verhakte Haare noch vorsichtig aus der Naht gezogen werden, so dass die eigentliche Naht vom Fell total überdeckt ist.Wie nähe ich Flokati

Sehr dichte Flokatis wie dieser lassen sich nur nähen, wenn das Fell in der Nahtzugabe rigoros gekürzt wird. Sonst bekommt man das dicke Material gar nicht unter den Nähfuß oder die Nadel sticht nicht ganz durch. Dieser dichte Flokati ließ sich am besten in Strichrichtung nähen – bei langen Hosenbeinen also z.B. von oben nach unten. Nach Möglichkeit sollte der Flokati mit Overlock versäubert werden, um ein totales Ausfransen und Fusseln zu verhindern. Wie nähe ich Flokati

Nach dem Nähen solltet ihr unbedingt die Nähmaschine (die Wohnung und euch selbst) reinigen. Erfahrungsgemäß verfangen sich die Flokati-Haare buchstäblich in jeder Ritze. Das macht eine Grundreinigung unverzichtbar, glaubt mir.

Mal sehen, ob beim creadienstag noch andere Kostüme für Karneval gezeigt werden.

Sicher säumen: Blindsaum mit der Nähmaschine

Es ist mittlerweile schon eine Weile her, dass ich verschiedene Saumarten hier im Blog zeigte. Aber das Interesse daran scheint sehr groß zu sein, also möchte ich euch heute zeigen, wie man einen Blindsaum mit der Nähmaschine nähen kann. Der Blindsaum ist ein Saumabschluss für sehr dicke Stoffe, wie man sie z.B. im Winter trägt. Aber auch bei etwas edleren Kleidungsstücken kommt der Blindsaum zum Einsatz, nämlich immer dann, wenn man von außen keine Saumnaht sehen möchte. Daher auch der Name: Blindsaum bedeutet, dass der Saum und seine Verarbeitung von der schönen Stoffseite aus nicht sichtbar ist. Der Blindsaum kann mit der Nähmaschine, mit der Overlock oder von Hand genäht werden. Dabei ist das Grundprinzip immer gleich. Von der linken Stoffseite aus wird der Saum mit so dünnen Stichen befestigt, dass nur einzelne Fasern des Oberstoffes erfasst werden und der Nähfaden von außen unsichtbar bleibt.

Wie nähe ich einen Blindsaum mit der Nähmaschine?

Für die Nähmaschine ist das wichtigste Hilfsmittel der Blindsaumfuß. Der Blindsaumfuß hat eine Führungsschiene für den Stoff und eine Stellschraube, mit der diese verstellt werden kann. An der Führungsschiene liegt beim Nähen die Stofffalte an. Mit der Stellschraube kann die Führungsschiene nach links und rechts verschoben werden, damit Nadelposition und Stoff genau richtig zueinander stehen.Blindsaumfuß - Blindsaum nähen mit Nähmaschine

Außerdem braucht die Nähmaschine einen Blindsaumstich. Dieser besteht aus einer geraden Naht, von der in regelmäßigen Abständen ein Zickzack-Stich ausgeht, der den Oberstoff erfassen soll. Fast alle Nähmaschinen haben diesen Stich, auch die ganz einfachen Modelle. Hier im Bild ist der Blindsaumstich bei C und D untergebracht. Je nachdem wie man den Stoff faltet (nach links oder rechts) braucht man den Zickzack nach links oder rechts, um den Saum am Oberstoff festzunähen.Blindsaumstich Nähmaschine

Den Stoff richtig falten

Das wichtigste beim Blindsaum ist, den Stoff richtig gefaltet unter die Nähmaschine zu legen. Dazu muss man einmal kurz überlegen, aber wenn man einmal weiß, wie es geht, ist es eigentlich keine große Denk-Verrenkung mehr. In diesem Beispiel zeige ich den Blindsaum mit einer versäuberten Stoffkante. Die Stoffkante kann mit Overlock oder Zickzack-Stich versäubert werden (ein Beispiel mit Umschlag folgt weiter unten). Zunächst faltet und bügelt man den Saum einmal auf die Innenseite (links im Bild). Bei einem Umschlagsaum würde man nun die Stoffkante noch einmal nach innen falten und den Saum einfach festnähen. Beim Blindsaum möchte man ja aber die Naht nicht sehen, also muss die Stoffkante ganz dünn an den Oberstoff geheftet werden. Das geht am besten, indem man eine Falte legt, durch die die Nadel hauchfein durchsticht. Also wird der Stoff mit dem gebügelten Saum einmal auf die linke Seite gelegt und der Oberstoff zur Saumkante zurück geschlagen. Der Oberstoff zeig damit quasi nach unten und es bildet sich eine Falte, neben der die versäuberte Saumkante liegt (rechts im Bild).Blindsaum mit der Nähmaschine - den Stoff falten

Die Nähmaschine richtig einstellen

Als nächstes müssen das Nähfüßchen und der Blindsaumstich aufeinander eingestellt werden. Bei meiner Nähmaschine ist die breite des Blindsaumstichs über die Stichbreite verstellbar wie bei einem normalen Zickzack-Stich. Meistens nehme ich für den Blindsaum eine Stichweite zwischen 4 und 5. Wenn der Blindsaumfuß eingespannt ist, kann man über die Stellschraube am Nähfüßchen und über die Stichweite die Nadelposition und die Führungsschiene aufeinander einstellen. Wenn die Nadel nach links in den Zickzack geht, sollte sich auf gleicher Höhe mit der Führungsschiene liegen. Blindsaum mit der Nähmaschine - Richtige Nadelposition

Da die Schiene die Stofffalte führt, sticht die Nadel so genau in die Kante der Falte ein, wobei die Nadel genau so wenig Fasern erwischen soll, dass der Saum zwar fest wird, der Stich von außen aber so wenig wie möglich sichtbar ist. Beim Nähen wird die eigentliche Saumnaht also quasi auf die Stoffkante gesetzt. Immer wenn ein Zickzackstich im Blindsaum kommt, schert die Nadel nach links aus und heftet mit einem dünnen Stich den Saum an den Oberstoff.Blindsaum mit der Nähmaschine nähen

Eine fertige korrekte Naht sieht so aus. Je weiter die Stichlänge ist, desto größer ist der Abstand zwischen den Einstichen in den Oberstoff. Ich setze die Stichlänge meistens auf  3 bis 4, da je nach Stoffstärke auch diese feinen Einstiche in den Oberstoff sichtbar sind, wenn sie zu nah aneinander liegen. Bei sehr dicken Stoffen (z.B. Wollstoffe), in denen die Falte leicht mal etwas hochsteht, kann es sein, dass sich der Stoff unter der Nadel ein wenig von der Führungsschiene wegdreht. Dann muss man die richtige Nadelposition noch einmal nachstellen (heißt: Nadel etwas weiter nach links im Vergleich zur Führungsschiene). Am besten probierst Du das an einem Probestück einmal aus.Blindsaum mit der Nähmaschine

Wenn man den Stoff nun aufklappt, sollten die Einstichstellen im Oberstoff nicht deutlich sichtbar sein. Kleine Fehltritte werden unsichtbar, wenn man ein farblich passendes Garn verwendet.Blindsaum mit der Nähmaschine

Blindsaum mit Umschlag nähen

Wem der Blindsaum mit der versäuberten Stoffkante nicht so gut gefällt, der kann die Saumkante auch einmal umschlagen und nach innen bügeln vor dem Nähen. Das sollte auf jeden Fall gut festgesteckt werden. Beide Stoffkanten sind gefaltet und tanzen gern einmal aus der Reihe, bis sie festgenäht sind.Blindsaum mit Umschlag

Der Vorteil ist, dass die Saumnaht den Umschlag fixiert und gleichzeitig den Saum blind an den Oberstoff heftet. Der Blindsaum mit Umschlag sieht etwas ordentlicher aus als mit versäuberter Stoffkante. Allerdings kann bei sehr dicken Stoffen so eine etwas wulstige Naht entstehen, die dann wieder von außen eher sichtbar wäre. Es ist also etwas Geschmacksache und vom Stoff abhängig, ob man den Blindsaum mit Umschlag oder mit versäuberter Stoffkante näht.Blindsaum mit Umschlag nähen

Mögliche Fehlerquellen

Die meisten Fehlerquellen liegen beim Einstellen der Naht und des Blindsaumfüßchens. Sticht die Nadel zu weit links ein, so wie in diesem Bild, erfasst der Stich zuviel Material des Oberstoffes.Blindsaum mit der Nähmaschine - Fehlerquellen

Bei dieser Einstellung würde das Stichbild von außen so aussehen: Die Einstiche am Saum sind sehr deutlich erkennbar. Auch wenn ich statt der Kontrastfarbe schwarz verwendet hätte, wäre eine Saumnaht sichtbar. Hier müßte man an der Stellschraube des Saumfußes die Führungsschiene weiter nach links stellen und/oder die Stichbreite reduzieren, damit die Nadel nicht so weit links einsticht.Blindsaum - Fehlerquellen

Das andere Extrem ist, wenn die Nadel beim Einstechen zu weit rechts steht im Verhältnis zur Führungsschiene. Hier erfasst die Nadel die Stoffkante überhaupt nicht.Blindsaum mit der Nähmaschine - Fehlerquellen

Das Ergebnis wäre eine offene Saumnaht, die nur die Stoffkante erfasst, den Saum aber nicht an den Oberstoff heftet.Blindsaum mit der Nähmaschine - Fehlerquellen

Auch wenn man das Nähfüßchen so gut wie möglich eingestellt hat, kann es passieren, dass die Nadel den Oberstoff einmal nicht trifft. Oder dass sie etwas zu tief in den Stoff einsticht. Da hilft nur, sehr langsam und sorgfältig zu nähen. Gegebenenfalls muss bei der Führung des Stoffes oder den Einstellungen noch einmal nachjustiert werden. Ansonsten ist auch der Blindsaum kein Hexenwerk, sondern vor allem Übungssache.