Zimtschnecken mit Hagelzucker

Vor ein paar Wochen aß ich auf dem Weihnachtsmarkt im Stadtgarten Zimtschnecken mit Hagelzucker, als Nachtisch zu ein paar anderen Leckereien, mit Glühwein. Frisches Hefegebäck ist an sich ja schon toll, aber diese Zimtschnecken – die waren einfach ein Traum. Als sie ganz frisch aus dem Ofen geholt wurden, dufteten sie so himmlisch, dann wurden sie noch mit Zucker bestrichen und ganz obenauf kam Hagelzucker. Von diesem Moment an war ich total verloren. Die Zimtschnecken mit Hagelzucker gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Natürlich wollte ich ein eigenes, gut funktionierendes Rezept. Also testete ich letzten Sonntag etwas herum und hatte Glück. Da ich Wissen gern teile, gibt es hier nun mein Rezept:

Du brauchst:

Für den Hefeteig

500g Weizenmehl

80g Zucker

1 Päckchen Trockenhefe

225ml Milch

40g Butter

Für die Füllung

50g Butter

2 EL brauner Zucker (ca. 30g)

1 EL Zimt

Etwas Butter und Hagelzucker für die Glasur

Vermenge für den Teig das Mehl mit dem Zucker und der Hefe. Erwärme Butter und Milch, bis die Butter geschmolzen ist. Wenn die Butter-Milch auf Handwärme abgekühlt ist, gebe sie zum Mehl und knete alles gut durch. Lasse den Teig mindestens eine Stunde gehen (lieber eineinhalb), bis er sich sichtbar vergrößert hat. Mache in der Zwischenzeit die Füllung. Für die Füllung sollte die Butter auf Zimmertemperatur sein, damit sie sich gut mit Zucker und Zimt vermengen lässt.

Zimtschnecken mit Hagelzucker

Heize den Ofen auf 180°C (Ober- und Unterhitze) vor, wenn der Teig gegangen ist. Knete ihn noch einmal kurz durch und mehle die Arbeitsplatte großzügig, damit der Teig beim Ausrollen nicht kleben bleibt. Rolle den Hefeteig zu einer dünnen Teigplatte von ca. 50cmx25cm aus. Bestreiche den Teig dünn mit der Füllung. Rolle die Platte dann der Länge nach auf und schneide den Teig in ca. 4cm dicke Streifen. Bei mir hat der Teig für 12 große Zimtschnecken mit Hagelzucker gereicht. Lege die Zimtschnecken auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech und backe sie auf der untersten Schiene ca. 15-20 Minuten. Lege die Zimtschnecken dabei nicht zu nah aneinander, denn sie gehen beim Backen ordentlich auf. Kontrolliere auf jeden Fall regelmäßig die Bräune der Zimtschnecken. Je länger sie im Ofen sind, desto dunkler und trockener werden sie – Bräunungsgrad ist totale Geschmackssache – ich mag sie z.B. lieber hell.

Nach dem Backen musst Du einmal kurz den Duft inhalieren, denn der ist himmlisch. Zerlasse etwas Butter in einem Topf, bestreiche die Zimtschnecken damit und streue großzügig Hagelzucker darüber. Fertig ist das perfekte Mitbringsel für Kaffeeklatsch und Klassenfest.

12 Colours of Handmade Fashion – grüner Januar

Vor kurzem bin ich beim Stöbern auf die Aktion 12 Colours of Handmade Fashion von Selmin vom Blog Tweed and Greet gestoßen. Nachdem im letzten Jahr bei 12 Letters of Handmade Fashion monatlich zu vorgegebenen Buchstaben Kleidungsstücke genäht wurden, geht es in diesem Jahr darum, sich jeden Monat mit einer anderen Farbe auseinander zu setzen. Um den Kleiderschrank zu bereichern, im Idealfall. Toll, dachte ich da so bei mir, das ist gar keine schlechte Idee, da machste mit (wenn es die Zeit zulässt, schob ich in Klammern in Gedanken hinterher).

Die Farbe des Monats Januar ist grün. Das ist quasi ein Heimspiel für mich, denn ich habe viel grün, vor allem oliv bis khaki, im Kleiderschrank, seit langem schon. Seien es Pullis, Hosen, Shirts oder Jacken – ein gedecktes Grün habe ich schon sehr oft getragen, fast ein bisschen zu oft. Olivgrün ist so der klassische Biologen-Tarnanzug für’s Freiland, manchmal kommt es einem fast schon wie eine Uniform vor: GPS, Fernglas, Cargohose, Cargojacke. Getreu dem Motto: praktisch immer, modisch nimmer. Einen modisch-grünen Versuch wagte ich im letzten Jahr noch, als ich einen Cordrock mit passendem Oberteil nähte.

Ich mag und trage beide Teile immer noch sehr gern, aber schon damals war mir bei den Fotos aufgefallen, dass die Farbe mich irgendwie matschig im Gesicht macht. Oder wie Michou eleganter ausdrücken würde – die Farbe tut nicht viel für mich. Deswegen wollte ich das von mir so lang strapazierte Olivgrün eigentlich aus meinem Kleiderschrank verbannen – wäre grün nicht die Farbe des Monats Januar gewesen. In anderen Tönen ist mir grün oft zu laut, vor allem hellere Töne wie Grasgrün, Maigrün oder mehr in’s Grünblau gehende Varianten, aber auch das ganz dunkle Tannengrün – irgendwie ist das nichts für mich. Daher blieb für 12 Colours of Handmade Fashion eigentlich nur eine Möglichkeit: Den schönen olivgrünen Strickstoff mit Waffelstruktur aus Verl vernähen, den ich bei einer Annäherung mal ergattert hatte.

Aus dem Stoff wollte ich ganz ursprünglich mal einen weiten Pulli im military style machen, hatte es aber aus oben genannten Gründen auf die lange Bank geschoben. Als bei der Annäherung 2017 aber Frau 700Sachen eine Nina Cardigan von StyleArc nähte, die mich sofort umgeworfen hat, war die Sache relativ schnell klar. Weil sie noch ein wenig freie Zeit hatte und eine unheimlich liebe Person ist, hatte Frau 700Sachen mir den Schnitt auf der Annäherung sogar schon kopiert und so musste ich nur noch zuschneiden und nähen. Dabei habe ich es geschafft, die vorderen Oberteile einmal rechts und links verkehrt, einmal oben und unten verkehrt und dann nochmal irgendwie anders verdreht anzunähen. Klar hatte ich die Ärmel schon drinnen, als ich die jeweiligen Fehler merkte. Irgendwann habe ich nur noch aus bloßer Sturheit weitergenäht. Ich lasse mich doch nicht von einer Cardigan bezwingen, das wäre ja noch schöner! In das Ergebnis habe ich mich dann spontan verliebt, denn ich mag die Taillierung und auch das Gezipfel unten sehr.

Absolutes Lieblingsteil, das ich nicht mehr ausziehe. Ich nähe sie auch unbedingt nochmal (dann hoffentlich beim ersten Mal alle Teile richtig aneinander), vielleicht eher in blau oder petrol. Die Zipfel vorne würde ich dann glaube ich etwas verkleinern. Eine Strickjacke kann man ganz wunderbar kombinieren und beim Ausprobieren fiel mir auf, wie unterschiedlich grün wirkt, wenn man es mit anderen Farben kombiniert. Im Outfit oben mit braun und gelborange wirkt es sehr erdig. Auch in Kombination mit meinen (immernoch nicht ganz fertig gestellten) Weihnachtskleidern in rotorange wirkt es eher erdig.

Wenn ich es dagegen mit blau kombiniere, ist es das genaue Gegenteil: die Farbkombination erinnert eher an meerblaues Wasser. Grün ist für mich kein Solokünstler, grün ist ein Teamplayer – ein sehr guter Nebendarsteller. Das ist meine wichtigste Erkenntnis aus der Auseinandersetzung mit der Farbe in diesem Monat.

Darüber hinaus habe ich etwas sehr Passendes und Grünlastiges gerade auf meiner Häkelnadel: Ein weiteres Dreieckstuch aus Mille Colori von Lang Yarn, das ich bei gemachtmitliebe entdeckt habe. Ich komme mit dem Tuch gut voran, das zweite Knäuel habe ich gerade angefangen. Es ist viel gedecktes und zurückhaltendes Grün im Tuch, es lässt die Kontrastfarben erst richtig Strahlen.

Das Outfit vom letzten Jahr, die schöne neue Strickjacke und das halbfertige Tuch ordne ich für mich ein im Kapitel 12 Colours of Handmade Fashion – die Farbe Grün. Die anderen Beiträge zu dieser Aktion findet ihr bei Selmin.

Aber jetzt sind wir hier!

Wir hatten uns vor ein paar Tagen schon verabredet. Es ist verhältnismäßig kalt für einen rheinischen Winter, so kalt, dass an den Gräsern Frost hängt und die Pfützen zufrieren. So kalt, dass sogar die Seen und Kanäle in Köln von einer dickeren Eisschicht überzogen sind. Also hatten wir uns zum Schlittern verabredet, nach der Kita, mit einer guten Freundin, deren Kinder gute Freunde meiner Kinder sind. Liese hatte ich schon früh abgeholt, aber irgendwie war uns doch Zeit abhanden gekommen, so dass wir etwas später als geplant an der Kita waren. Es war trüb und düster und mistig, nicht so schönes Kaiserwetter wie am Wochenende, als wir den Ausflug geplant hatten. Also hatte ich gar nicht so recht Lust, zum Kalscheurer Weiher zum Schlittern zu fahren, Ronja eigentlich auch nicht, aber dann wurden wir doch überstimmt. Bis alle Kinder mit Matschsachen, Handschuhen und einer Brezel ausgestattet waren, dauerte es dann noch etwas. Es wurde also noch später, noch düsterer.

Ein bisschen mussten wir da lachen. Wir witzelten, dass es wahrscheinlich dunkel ist, bis wir ankommen. Es war schon kurz vor fünf, halb sechs sollte die Sonne untergehen. Zum Glück ist es nicht so weit zum Kalscheurer Weiher, so dass wir es tatsächlich im Hellen schafften. Der Schnee, der über Nacht gefallen war, war weggetaut, aber auf dem See, da lag noch welcher. Wie ausgegossen sah er aus, mit seinem schwarzen Eisspiegel, der Schnee dünn darüber gezuckert. Die Kinder fingen sofort Feuer. Sie tobten über den See. Vor allem mein Kleiner flitzte so schnell weg, dass ich ihn ermahnen musste. Vom Rand aus war das Eis in der Mitte des Weihers schwer einzuschätzen. Aber eigentlich sah alles sicher aus, weiter hinten spielten eine Gruppe Eishockey, mehrer Leute liefen Schlittschuh.

Ich weiß nicht mehr, wie es kam, aber irgendwie hatten die Kinder und eine Schlittschuhläuferin sich gegenseitig in ein Gespräch verwickelt. Sie diskutierten über Eis und Schnee. Die Leichtigkeit, mit der man mit absolut Fremden in ein lockeres, freundliches Gespräch kommt, wie beseelt man wieder auseinander geht. Das kenne ich nur aus dem Rheinland, vor allem aus Köln. Also sprachen wir darüber, wie lange es schon kalt war, wie dick das Eis. Dann gingen wir wieder unserer Wege, die Schlittschuhläuferin lief ihre Kurven, wir rutschten mit den Kindern über das Eis. Den Schnee schoben wir mit den Schuhen beiseite, so dass wir über die schwarze Fläche schlittern konnten. Kleine Luftblasen konnten wir in der Tiefe erkennen, aber das Eis war dick. Und wir träumten, wenn wir jetzt Schlittschuhe hätten, wäre das schön! Also taten wir ein bisschen so, streckten die Arme aus und stellten uns vor, da wären Kufen unter den Schuhen.

Der Kleine schaute sich gerade die Solaranlage an, die Mitten im Weiher normalerweise im Wasser und jetzt auf dem Eis schwebt, als die Schlittschuhläuferin in einem Bogen zu uns fuhr. Wie schön es ist auf dem Eis, unterhielten wir uns. Da erzählte ich ihr, dass wir uns gerade schon Schlittschuhe gewünscht hätten, wie schön das wäre! Sie lächelte, als sie sagte, sie hätte immer Schlittschuh im Auto dabei. Für Freunde, falls jemand mal keine dabei hat. Dann fragte sie, ob sie die nicht holen sollte, dann könnten wir fahren. Natürlich wollte ich ihr keine Umstände machen, denn zum Parkplatz ist es ein Stückchen. Außerdem würde es ja gleich dunkel werden. Sie sah mir ruhig in die Augen und sagte:

Aber jetzt sind wir hier!

Doch ich musste hinter meinem Sohn her, der wieder weggeflitzt war. Der Satz hallte in mir nach. Sie hatte so recht. Ich weiß nicht, warum mich ihre Aussage so gefangen hielt, ob es der Gedanke an die Verluste aus dem letzten Jahr war oder an die Freundin, die seit Jahren gegen den Krebs um ihr Leben kämpft. Oder ob es der Kinofilm vom Vortag war, wir schauten Manchester by the sea, der so eindrucksvoll zeigte, wie vergänglich gläsern Glück ist. Wie einem das Leben zwischen den Fingern zerrinnen kann, und man ist nur machtloser Beobachter. Wie zersplittert leer eine Seele nach einem großen Verlust ist. Wie wichtig es ist, die hellen Momente zu bewahren, auch wenn sie ganz klein sind. Mein Name wurde gerufen, das riss mich aus meinen Gedanken. Meine Freundin kam hinter mir her, etwas fassungslos, aber freudestrahlend und erzählte mir, die Schlittschuhläuferin würde jetzt Schlittschuhe holen.

Die kleinen Jungs quatschten mit den großen Jungs vom Eishockey. Dann machten wir eine Schneeballschlacht. Dann rutschten wir entlang der Schlittschuhspuren. Wir lachten viel. Wir warteten. Über der Warterei wurde es dunkel. Mittlerweile waren wir die einzigen auf dem See. Wir fragten uns schon ein wenig, ob sie wirklich wiederkommen würde, da glitt sie über das Eis. Links und rechts bepackt mit Schlittschuhen, außerdem einer Ledertasche für ihre eigenen Schuhe. Wir setzten uns an den Rand. Sie hatte zwei Paar Schlittschuh dabei in unterschiedlichen Größen, die genau auf meine Freundin und mich passten. Was für ein Zufall! Immer hätte sie die dabei, erzählte sie, falls einmal Freunde dabei wären, die keine hätten. Das wäre doch dann traurig und bei diesem Wetter sollte keiner ohne Schlittschuhe sein! Die Kinder machten große Augen, eigentlich wollten sie auch gern welche.

Als ich die ersten Schritte wagte, versuchte ich mich zu erinnern, wann ich das letzte Mal Schlittschuh gelaufen war, aber es fiel mir nicht ein. Eigentlich war ich noch nie richtig Schlittschuh gelaufen, irgendwann einmal in der Schulzeit hatte ich es wohl ausprobiert. Ein einziges Mal. Nach ein paar Schritten ging es ganz gut. Wir glitten über das Eis, auch die erste vorsichtige Kurve glückte. Es war fast dunkel, die blaue Stunde brach an. Aber man braucht keine Sonne, wenn man Schnee hat, der leuchtet. Wir wurden schneller, mutiger. Wir drehten uns und drehten uns um die Kinder. Die fanden es ganz toll, wie wir über das Eis fuhren. Weite Kurven, enge Drehungen und zum Glück nicht hingefallen. Nur mit dem Gewicht gelenkt einen Kreis gefahren, auf einem Bein, dass das klappen kann! Es war so schön, dass wir ganz voller Glück waren. Es stieg uns bis in die Ohrenspitzen und ließ sie rot strahlen. Wir waren so voll Freude, dass es auf Natascha abfärbte. So hieß die Schlittschuhläuferin, das hatten wir eben auf dem Eis erfahren. Sie lachte nur noch, weil sie uns mit ihrer kleinen Geste so viel Glück beschert hatte.

Wir fuhren bis es dunkel wurde, sogar noch länger. Dann waren die Kinder nass und kalt, außerdem war Abendbrotzeit. Also Schuhe gewechselt, die Kinder in eine Decke gewickelt. Drei paar Schlittschuh lud ich auf mein Fahrrad, damit Natascha sie nicht bis zum Parkplatz tragen musste. Dann brachen wir auf, vollgetankt mit Kraft für den nächsten Tag, beseelt von der Freude. Die Kinder bekamen ihr Abendbrot direkt in der Badewanne, damit sie sich aufwärmen und satt essen konnten. Dann fielen sie erschöpft ins Bett, genau wie ich etwas später.

Ihre Schlittschuhe hat mir Natascha übrigens gleich mitgegeben, sie hat sie mir ausgeliehen. Denn heute nachmittag, da treffen wir uns wieder am Kalscheurer Weiher. Wir wollen Schlittschuh laufen.

Stoffdiät 2017

In meiner Jahresbilanz klang schon ein bisschen durch, was mich auch in diesem Jahr beschäftigen wird: mein Stofflager zu verkleinern (und auch zu ordnen). Wenn ich gefragt werde, wie ich „das alles“ schaffe, antworte ich meistens: „Ich räum einfach nicht auf!“ und das stimmt mindestens so halb. Ein Blick in meinen Stoffschrank bestätigt das ganz gut. Dieses unheimlich schöne und geliebte Möbelstück habe ich mir vor einiger Zeit schon zugelegt. Erklärtes Ziel dabei war: All meine Näh-Schätze sollen in diesen Schrank passen. Die beiden Maschinen am besten auch, und oben im schmalen Schubfach ist sogar noch Platz für Kurzwaren.Um etwas Kontrolle über Stoffverbrauch und Einkauf zu bekommen, führe ich seit 2015 eine Stoffbilanz, in der alles fein vermerkt wird. Auch für dieses Jahr war das wieder geplant, vor allem wollte ich dieses Jahr eine eindeutig negative Stoffbilanz schaffen. Mehr Verbrauch als Eingang, genau das wäre es! Beim Stöbern in der Blogger-Welt stieß ich auf die Aktion Stoffdiät 2017 von Frau Küstensocke. Auch wenn ich das Wort Diät (vor allem im anderen Zusammenhang) ganz scheußlich finde, trifft die Aktion doch genau meinen Nerv und ich habe beschlossen, mitzumachen. Als Freiwillige Selbstkontrolle sozusagen.

Was habe ich?

Im Rahmen der FSK Textile Deeskalation haben schon einige Bloggerinnen ihre Lager, Schätze und Sorgenkinder vorgestellt. Ein Großteil meines Lagers ist im oben gezeigten Stoffschrank. Schwierig finde ich, kleinere Jersey-Reste und Bündchen adäquat zu verarbeiten. Ich finde sie meistens zu schön, um sie wegzuwerfen. Also werden sie aufgerollt in einem Körbchen gelagert – Tendenz steigend.

Etwas leichter finde ich die bunten Baumwollreste, denn aus denen kann man gut noch Täschchen und Quilts machen. Das steht auch dieses Jahr wieder auf dem Programm. Im letzten Jahr konnte ich in dem Quilt für Jona schon einige Schätze unterbringen. Auch Taschen und Hüte für die Kinder habe ich genäht und dafür keinen Zentimeter Stoff gekauft. Für dieses Jahr möchte ich den Kindern einen großen kuscheligen Quilt nähen. Die Rückseite soll aus dem grünen Blümchen-Fleece sein (im Stoffschrank oben Mitte), den ich vom Tauschtisch der Annäherung mitgenommen habe.

Was sind die Sorgenkinder?

Eine weitere große Kiste beherbergt größere Leinen-Drucke und Kostümstoff-Reste. Da muss ich mal rigoros ausmisten, was leider so gar nicht meine Stärke ist. Team krankhafte Stoff-Hamster.

Eine weitere, größere Kiste beherbergt von allem ein bisschen, Hauptsache bunt. Reste aus Baumwolle, Jersey, auch Leder. Teilweise groß genug, um noch anständig große Taschen daraus zu basteln. In der untersten Kiste habe ich letztes Jahr fast die Hälfte „abgenäht“, was man auf dem Bild leider nicht erkennen kann, weil ich den entstehenden Platz genutzt habe, die Kiste mit herumfliegenden Stoffreste-Tüten vollzustopfen. Aber ich war da fleißig, ehrlich! Zusammen genommen, machen die Kisten einiges an Volumen aus, stellt man sie vor den Stoffschrank, in den irgendwann einmal alles passen soll….nunja, da gibt es viel zu tun.

Nicht im Bild ist noch ein Wägelchen, auf dem sich einige Ufos befinden und gespendete Kleidungsstücke mit wertvollem Material, die ich umarbeiten kann, wenn ich mal eine passende Idee habe. Für diese Sachen habe ich bis jetzt noch kaum einen Plan. Für die anderen Sachen habe ich mir für 2017 vorgenommen: abnähen, recyceln, ausmisten! Vieles kann einfach weg, vor allem wenn es seit 10 Jahren unangetastet nur rumliegt. Einiges kann ich vielleicht der Kita zum Basteln spenden. Für einige Stoffe kriege ich vielleicht Input durch die Stoffdiät 2017?

Wie lief es im letzten Jahr?

Insgesamt bin ich mit dem letzten Jahr eigentlich sehr zufrieden. Ich habe sehr gezielt gekaufte Stoffe fast immer direkt verarbeitet. Außerdem bin ich meinem Lager zu Leibe gerückt, was dazu geführt hat, dass ich kaum mehr Futterstoffe habe. Generell finde ich es toll ein so großes Lager zu haben, dass man jederzeit Projekte anfangen kann, ohne erst groß einkaufen zu müssen. Es ist schon sehr bequem, zu den Ideen viele passende Stoffe im Schrank zu haben. Allerdings leben in unserer Wohnung eben 5 Personen, was mit Abstrichen beim Thema Platz verbunden ist. Die Stoffbilanz war im letzten Jahr trotzdem nicht negativ, was vor allem daran lag, dass ich viele tolle Stoffe geschenkt bekommen oder vom Tauschtisch bei der Annäherung mitgenommen habe. Außerdem ist ein ganz unschuldig gedachter Besuch („Aaach, ich kauf nix!“) im Waxprint-Laden in Kalk total eskaliert. Das mit den geschenkten Stoffen hat sich bis in’s neue Jahr gezogen, was eigentlich sehr schön ist. Jetzt ist erst einmal wieder Produktion und Verkleinerung des Lagers angesagt.

Vielen Dank, Frau Küstensocke, dass Du uns mit der Stoffdiät 2017 eine Möglichkeit des Austauschs und der Kontrolle gibst!

Annäherung 2017 in Bielefeld

Die ganze Woche schon hatte ich mich auf diesen einen Moment gefreut. Die Tage waren vollgepackt gewesen mit Arbeit, am Freitag morgen hatte ich sogar noch ein wichtiges Meeting. Als ich zuhause ankam, packte ich schnell noch die letzten Sachen, füllte Tee in die Thermoskanne und lud schließlich meine Sachen bei Frau Drehumdiebolzen in’s Auto. Dann endlich der Moment: Alles ist eingeladen, Feierabend, in den Sitz sacken lassen und ab nach Bielefeld! Nichts mehr im Kopf haben außer Nähen und 36 andere nette Frauen, die gemeinsam mit uns nähen würden. Trotz des angekündigten Schneesturms kamen wir ziemlich reibungslos an, konnten Nähplätze und Zimmer beziehen und saßen schließlich im Foyer der Jugendherberge, um die ankommenden Annäherinnen zu begrüßen.Annäherung 2017

Es waren sehr viele bekannte Gesichter da, bekannt entweder von einer der vorherigen Annäherungen oder vom Bloggertreffen in Köln im vorletzten Jahr. Viele hatten ihre Maschinen schnell aufgebaut – insgesamt ca. 50 an der Zahl, die altbekannten Steckbriefe wurden aufgehängt.

Annäherung 2017 - Steckbriefe

Nach dem Abendessen gab es dann die Vorstellungsrunde, dieses Mal allerdings in stark verkürzter Form, weil alle schnell an ihre Maschinen wollten. Und dann wurde genäht, was das Zeug hielt. Mit so viel Dampf, dass die Sicherung geflogen kam und alle Lichter ausfielen. Da einem waschechten Nähnerd natürlich die Birne der Nähmaschine reicht, wurde unbeirrt weiter genäht. Eine Steckdose haben wir an diesem Wochenende auch gehimmelt, aber ein bisschen Schwund ist ja immer…

Annäherung 2017 - genäht wird auch im Dunkeln

Am ersten Abend gelang es mir, bis auf den Saum, mein Projekt B fertig zu stellen. Das war ein blaues Kleid von By Hand London aus der Simply Nähen. Ich war sehr froh über die Hilfe von Frau 700 Sachen, die neben mir saß und sehr geduldig bei der Anpassung half. Auffällig war bei dieser Annäherung, dass an beiden Abenden sehr, sehr lang genäht wurde, bis weit nach Mitternacht. Wie immer ging die „Arbeit“ fließend in Party über. Erstaunlich wie viele Teilnehmerinnen trotz Sekt, Wein und Bier noch sehr akkurate Nähte hinbekommen. Wunderbare Ablenkungen beim Nähen kamen durch die Anekdoten der anderen Damen, die an unserem Tisch saßen. Gegen 2 Uhr fiel ich dann auch irgendwann in’s Bett, gefolgt von einem – traditionell in Bielefeld – sehr unruhigen Schlaf. Den Samstag nutzte ich, die Sachen für die Kinder fertig zu stellen. Ich hatte einen 4-Bahnen-Rock aus einem dunkelgrauen Wollmix und eine blaue „Räuberhose“ aus Cord eingeplant. Da ich mit meinem Projekt vom Vortag ja schon so erfolgreich war, beeilte ich mich nicht gerade, lauschte den Geschichten von Frau Crafteln und Frau Nahtzugabe, bewunderte die neu entstehenden Kleidungsstücke der anderen. Bis mir dann auffiel, dass die Spitze, die ich Saum des Röckchens anbringen wollte, genau 15cm zu kurz war. Ärgerlich! Zum Glück saßen mir die Bielefelderinnen Frau Buntekleider und Sybille vom Büro für schöne Dinge gegenüber. Schnell wurden mir mögliche Stoff- und Kurzwarenquellen inklusive Wegbeschreibung genannt, so dass wir nach dem Mittagessen aufbrachen. Spontan hatte sich ein ganzes Rudel Nähnerds zusammengefunden, die sich die Beine vertreten und etwas durch Bielefeld bummeln wollten. Also zogen wir gemeinsam in die Stadt und wenig später („Ich muss nähen!!!“) flugs wieder zurück in den Seminarraum der Jugendherberge.

Zum Abendessen kamen wir wieder hinter unseren Nähmaschinen hervor gekrochen – ich hatte mittlerweile mein Projekt A angefangen – als wir feststellten: Es gibt jedes Jahr in Bielefeld das exakt gleiche Essen. Ich hatte kurz darüber gewitzelt, dass es Samstags immer Spaghetti Bolognese zum Abendessen gab, da hatte ich den Teller auch schon auf dem Tablett. Kurz rekapitulierten wir das Essen und konnten uns tatsächlich nur an immer die gleichen 4 Gerichte erinnern. Aber wen stört das schon? Letztlich ist das Essen in Bielefeld ja nur als lebensnotwendige Kalorienzufuhr gedacht, damit man schnell weiternähen kann. Wir wurden auch beim letzten warmen Essen am Sonntag nicht enttäusch: Da gab es Brokkoli-Bratling mit weißer Soße (nomnom!).

Im Laufe des Samstags wurden mehr und mehr Projekte fertig. Die flippigen Projekte von Tine, die auch an unserem Tisch saß. Ebenso mehrere Mäntel, Kleider, Röcke. Es war so schön, mit wieviel stolz und Freude Samstag Nacht kleine Modenschauen entstanden, bei denen die neuen Sachen präsentiert und ausgetauscht wurden. Viele sind mal in die Mäntel geschlüpft, die genäht wurden, haben eine Bluse oder ein Kleid übergezogen. Eine wundervoll positive und wohlwollende Stimmung war das, voll mit „Den Mantel brauch ich auch!!!“, „Was ist das für ein Schnitt?“ und „Starker Stoff, den hätt‘ ich auch gern!“. Am Sonntag war schon ein kleines bisschen Wehmut beim Nähen, aber auch eine Mischung aus eifriger Eiligkeit, um Angefangenes fertig zu stellen. Mein Plan A -Kleid aus einer burda easy war leider ziemlich widerspenstig, aber da meine Bilanz bis dahin schon ganz gut war, war das nicht so schlimm. Nach dem Mittagessen gab es dann die Abschlusspräsentation und egal ob fertig geworden oder nicht – für jedes Projekt und für jede Teilnehmerin gab es anerkennenden Applaus. Die Werkschau am Ende mag ich ganz besonders, denn es werden so viele tolle Kleidungsstücke gezeigt, deren Höhen und Tiefen im Entstehungsprozess man mitverfolgen konnte, wo sonst im Blog nur das fertige Teil gezeigt wird.

Annäherung 2017 - Projekte

Das Aufräumen, Zusammenpacken und Einladen ging dann ruckizucki. Vorbei das schöne Wochenende. Auf dem Heimweg konnte ich mit der Bolzendreherin das Treffen wieder in Ruhe Revue passieren lassen und wir zogen ein durchweg positives Fazit. Vielen Dank an dieser Stelle an die Organisatorinnen Frau AlleWünscheWerdenWahr, Frau Drehumdiebolzen und Frau Mamamachtsachen, bei der es auch eine Sammlung von Berichten über die Annäherung gibt!