Meine Tochter ist gerade in einem Alter, in dem Verkleidungen ganz angesagt sind. Egal ob zu Karneval oder einfach so, ihre Freundinnen und sie lieben es, sich zu verkleiden – als Prinzessin, als Eiskönigin, als Pipi Langstrumpf. Da ich versuche, die Pinkifizierung nicht noch weiter voranzutreiben, habe ich mich bis jetzt eher zurück gehalten, ihr ein rosa Prinzessinenkleid zu nähen. Aber da sich Karneval mit großen Schritten näherte, wünschte Lieschen sich von ganzem Herzen ein ganz tolles Kostüm. Und ich kann ihr Wünsche so schlecht abschlagen.
Butterick 6018 – Kleid der Herzen
Tatsächlich. Ich habe es geschafft. Das auf der Annäherung angefangene Kleid ist fertig. Eigentlich sollte es nur ein Probekleid werden, da ich mit dem Schnittmuster von Butterick gern einen sehr teuren Stoff verarbeiten möchte. Ich habe erst ein Kleid nach Butterick genäht, das mir auf Anhieb gut gepasst hat. Daher habe ich für dieses Probekleid dieselbe Größe zugeschnitten, nachdem ich im Schnittmuster die engsten Stellen nachgemessen und mit meinen Maßen verglichen hatte. Als ich den Stoff zeigte, habe ich schon sehr viele gierige Augen und großes Gejauchze erfahren. Die leichte, schwarze Viskose mit weißem Herzchen-Druck und breiter weißer Herzchen-Borte ist schon etwas Besonderes.
Stoffmüller-Medley
Es gibt einen Stoffladen in Köln, der mich fast meine ganze Nähkarriere hindurch begleitet hat, weil es dort ein große Auswahl an Stoffen, Kurzwaren und Zubehör gibt. Leider hatte ich nicht immer ein gutes Gefühl, wenn ich den Laden verlassen habe; so auch am letzten Mittwoch. Obwohl ich ein paar schöne Sachen für das Kostüm meiner Tochter gekauft habe, habe ich mich irgendwie geärgert und ich fing an darüber nachzudenken, woran das eigentlich genau liegt. Warum habe ich so oft ein schlechtes Gefühl, wenn ich dort eingekauft habe? Ich habe schon öfter sehr negative Berichte über die „größte Stoffetage Kölns“ (so der Schaufensterspruch am alten Standort am Neumarkt) gehört. Das Personal sei unfreundlich, teils herablassend oder sogar arrogant. Regelmäßig höre ich auch, das Kundinnen praxisfern, unsachgemäß oder regelrecht falsch beraten wurden. Beispiele gefällig?
Ufo-Abbau Sew Along
Teil 3 beim Ufo-Abbau Sew Along, so schnell ging das! Ich habe es zum letzten Termin beim besten Willen nicht geschafft, weil ich für die Annäherung doch einiges vorzubereiten hatte. Ich habe an meiner Jacke also nicht viel genäht, mich aber mental viel damit auseinander gesetzt. Gemeinsam mit den versierten Damen vom Kölner Nähstammtisch habe ich kurz beraten, ob und wie man die Jacke besser auf Taille bringen könnte. Entweder über die Seitennaht oder das Hinzufügen von Abnähern im Rücken. Auch über einen Riegel habe ich nachgedacht. Bei der Annäherung hatte ich die Jacke mit und von vielen Seiten gehört, ich solle sie unbedingt fertig nähen. Gut, dass ich dort einige Nähnerds um ihre Meinung gefragt habe! Die Passform wurde als gut beurteilt und eine Taillierung als nicht unbedingt nötig – denn es ist ohnehin kein klassischer Blazer-Schnitt und die Jacke ist nicht so weit, dass sie kastig wirkt. Was für ein Glück, dass ich diesen Austausch hatte! Mit der Motivation habe ich die Fütterung zusammen genäht.
Die Abnäher in der Fütterung sind auch schon drin, aber ich habe mich gegen ein Füttern der Ärmel entschieden. Sie erschienen mir dazu zu eng und unbeweglich. Für eine Übergangsjacke reicht eigentlich auch eine Fütterung des Oberteils. Die Ärmel habe ich dennoch ein wenig ausgelassen und jetzt gefallen sie mir viel besser.
Das alles habe ich Sonntag genäht, nach viel zu wenig Schlaf und einer gehörigen Portion Frustration über mein Herzekleid. Die Arbeit an der Jacke hat mich neu motiviert und so wollte ich direkt den Kragen anbringen. Also habe ich die Einlage zugeschnitten, aufgebügelt, geheftet und genäht. Nahtzugabe zurück und einschneiden, wenden – und. Ja, genau. Ich habe natürlich nicht rechts auf rechts zusammengenäht und nach dem Wenden zeigte eine Seite des Kragens wunderschön die Einlage statt des Oberstoffes. Tolle Wurst. Nach dem Trennen und neu Zusammenstecken war schnell klar: Die Nahtzugabe ist so großzügig zurück geschnitten, dass der Kragen nicht mehr zu gebrauchen ist. Also neu zuschneiden.
Das ist jetzt natürlich nicht so schlimm. Aber ich habe dann Sonntag vorsichtshalber erst einmal aufgehört. Ich wollte nicht die Paspeltaschen nähen, den Stoff einschneiden und völlig übermüdet einen dummen Schusselfehler machen und die Jacke komplett versauen. Also liegt die Jacke erst einmal wieder im Dornröschenschlaf, während ich mir mit den Kindern im Erzgebirge einen kurzen Winterurlaub bei meinen Eltern gönne. Bis zum letzten Termin nächste Woche werde ich die Jacke auf keinen Fall fertig haben, die Termindichte und -knappheit des Sew Alongs hatte mich dann doch etwas zum falschen Zeitpunkt erwischt. Aber ich bin zuversichtlich, dass die Jacke bald fertig sein wird. Denn viel ist zum Glück nicht mehr zu tun und ich bin auf jeden Fall wieder motiviert, weiter zu machen. Die anderen Ufo-Bekämpferinnen findet ihr wieder bei Muriel.
AnNÄHerung 2015 – eine Nachlese
Jedes Jahr im Januar…
Ich muss zugeben, es fällt mir schwer, diesen Artikel zu beginnen. Irgendwie finden sich nicht die richtigen Worte, um das Erlebte in ein paar klare Sätze zu gießen. Am Wochenende war AnNÄHerung in Bielefeld, das wohl größte und umfangreichste Nähkränzchen Deutschlands. Ich wusste, was auf mich zukam, wie die Stimmung sein würde, und trotzdem war ich wieder überwältigt.
Gruß aus dem Nadelcamp #anNAEHerung pic.twitter.com/wGb2cKJx6i
— Meike Rensch-Bergner (@FrauCrafteln) January 18, 2015