Herbst-Stoffwechsel: Mein Steckbrief

Im Frühjahr führte die Stofftauschaktion Stoffwechsel zu allerhand Nähnerdflausch zwischen den beteiligten Damen. Im Herbst wird die Aktion nun wiederholt und ich wurde so lieb eingeladen, dass ich einfach nicht nein sagen konnte. Organisiert wird die Aktion von der lieben Frau 700 Sachen und der bezaubernden Lotti Katzkowski. Die Spielregeln kann man hier noch einmal nachlesen.

Was nähst du im Herbst/Winter am liebsten für dich?

Ich nähe sehr gern Röcke und Oberteile, da man die flexibler kombinieren kann. Da ich viel Rad fahre, muss meine Kleidung auch schlechtes Wetter aushalten können. Allerdings habe ich seit dem letzten Winter meine Vorliebe für langärmlige Kleider entdeckt und würde gern mehr davon nähen. Es ist ja schon zunehmend herbstlich draußen geworden und daher geistert in meinem Kopf gerade sehr dominant ein bequemes, halbschickes Jerseykleid mit langen Ärmeln herum.

Und wenn wir kurz mal vor allem an Oberteile und Röcke denken, was würdest du da gern nähen? Hast du schon etwas vor Augen? Oder nähst du lieber Hosen oder nur Kleider?

Eigentlich bin ich total offen, was die Art des Kleidungsstückes angeht. Ich habe alles schon viel und gern genäht, bis auf vielleicht Hosen. Da fehlt mir noch ein gut passender Grundschnitt, um richtig loszulegen.

Was Röcke und Oberteile angeht, würde ich sehr gern ein paar mehr weit schwingende Röcke haben. Gerne auch aus wärmerem Material, wobei ich vor Wolle etwas zurückschrecke. Da ich kleine Kinder habe, muss der Stoff eher robust sein und auch die Waschmaschine vertragen. Was Oberteile angeht, trage ich im Herbst/Winter am ehesten klassische Longsleeves und eher seltener Blusen. Wobei ich Blusen gegenüber nicht abgeneigt bin – so lang sie nicht zu spießig sind.

Die Glaubensfrage: Webstoff oder Jersey? Oder doch beides?

Beides, definitiv! Ich trage beides sehr gern und ich verarbeite beides sehr gern. Da gibt es für mich keine Glaubensfrage und kein Entweder oder. Ich könnte auf weder auf das eine noch das andere verzichten.

Welches Material vernähst du am liebsten (z.B. Viskose, Baumwolle, Wolle, …) – gegen was hast du eine (starke) Abneigung?

Ich vernähe am liebsten Naturmaterialien, mache aber (wie oben geschrieben) um Wolle derzeit einen Bogen, weil die Stücke meinen Alltag wohl nicht überleben würden. Ich vernähe am liebsten Baumwolle und habe eine stark ausgeprägte Schwäche für feinen Leinen. Besonders wichtig ist mir ein weicher Fall, grobe, steife oder sehr fest gewebte Stoffe sind eher nichts für mich, weil ich finde, dass sie der Kleidung oft eher eine sackige Form geben. Viskose oder Musselin mag ich auch, allerdings eher für Sommerkleider. Ein typischer Herbst/Winterstoff ist für mich noch Cord – wenn die Streifen nicht zu grob sind und die Farbe stimmt, ist das für mich durchaus ein interessantes Material.

Was ich gar nicht mag, sind alle möglichen Polys. Seide ist auch eher nicht mein Fall

Was sind deine Lieblingsfarben, welche stehen dir gut? Welche gehen gar nicht?

Eine Farbe, die bei mir immer geht, ist blau. Allerdings da auch eher ein gedecktes blau und nicht so ein schreiendes Königsblau oder FDJ-Blau. Außerdem mag ich warme Farben, rot (besonders rostrot) oder violett. Ich kann mich aber auch gut mit Braun- und Grüntönen (z.B. oliv) anfreunden. Generell würde ich sagen, dass mir natürliche, gedeckte Farben besser gefallen als kreischende, bunte.

Was gar nicht geht, ist beige. Auch alle rein weißen Stoffe sind schwierig, weil die meine Haut noch blasser erscheinen lassen. Aus demselben Grund sind auch Pastelltöne eher nichts für mich.

Welche Muster magst du? Groß oder klein? Blumen, Streifen, Punkte? Oder sind Muster vielleicht gar nicht so deins?

Ich mag eher kleiner gemusterte Stoffe. Ich habe öfter eher romantische Prints mit Blumen, aber auch sehr gern Streifen. Ein schön gefärbter Leinen mit feinen Nadelstreifen gefällt mir eigentlich fast immer. Punkte mag ich prinzipiell auch, habe ich aber für mich noch nicht genäht. Mit geometrischen Retro-Mustern werde ich absolut nicht warm, Schwalben hingegen gefallen mir. Kariert ist auch eher ein Wackelkandidat. Ich mag es ja britisch schick, aber wenn die Karos zu groß oder die Farben nicht so gut aufeinander abgestimmt sind, sieht es für mich schnell nach Schlafanzug oder Holzfällerhemd aus. Für Röcke geht ein feines Karomuster eher als für Oberteile. Es ist also nicht immer so einfach mit den Mustern.

Im Zweifelsfall geht auch immer uni. Ich mag es sehr, wenn die Farbe leicht meliert ist und einen nicht so ‚anschreit‘.

Was sind die Kleidungsstücke, die dir (in letzter Zeit) in deinen Augen am besten gelungen sind? (Bitte mit Link oder Foto) Sind welche dabei, die du vor allem wegen ihres Stoffes magst?

Ein sehr gern und oft getragenes Kleid ist das Ashland Dress aus rostrotem Leinen mit Nadelstreifen. Da finde ich die Kombination von Schnitt und Stoff sehr gelungen.

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Mein Waffenscheinkleid ist vom Muster her für mich an der Streublümchen-Grenze. Viel kleiner und unregelmäßiger gemustert dürfte es nicht mehr sein. In Kombination mit dem Schnittmuster von Butterick aber sehr schön und ein gern getragenes Stück.

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Beim Clara Dress, ebenfalls von Sew Liberated, gefällt mir vor allem der Stoff: ein ganz feiner Batist mit Ornamenten.

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Die Kombination von Rock und Oberteil aus dem letzten Winter finde ich farblich, schnitttechnisch und auch vom Material her sehr gelungen. Der Rock ist ein pflegeleichter Wollmix, das Oberteil aus Jersey._IGP2418

 

Wieviel Stoff verbrauchst du ca. für einen Rock, ein Oberteil, ein Kleid? Welche Mindestmenge benötigst du für die Verarbeitung? Oder hast du sogar ein Maximalmaß für Stoff?

Da ich in die Standard-36 ganz gut passe, brauche ich nicht Unmengen an Stoff und kann auch je nach Schnittmuster schon mit 1.5m etwas anfangen. Für Kleider kaufe ich meistens 2m, für Kleider mit Tellerrock 3m. Wenn ich lange Ärmel plane, addiere ich eher noch mal einen halben Meter. Aber es kommt natürlich auch immer sehr auf das Muster und das Schnittmuster an. Das sind nur grobe Richtwerte.

Gibt es sonst noch etwas, das dich als Näh-/Stofftyp in deinen Augen ausmacht?

Nö. Ich bin die romantische Naturmaterialientante. That’s it.

Augustliebe

Es war Anfang Juni, wir waren gerade bei meiner Schwester zu Besuch und die Sonne entwickelte zum ersten Mal in diesem Jahr die Kraft für eine stattliche Hitzewelle. Meine Schwester wohnt mit ihrer Familie am Stadtrand Dresdens, in einem überraschend ländlich wirkenden, malerischen Tal. Auf der kleinen Straße zum Haus steht ein Kirschbaum, auf den meine Nichte sehr geschickt kletterte, um von oben die gerade reif gewordenen Kirschen für uns nach unten zu werfen. Es wurde zum ersten Mal Heu gemacht und der Duft trug meine Erinnerung zu den großen Wiesen, die sich um unser Heimatdorf scharen. Kirschen, Erdbeeren, Johannisbeeren geben einen Vorgeschmack auf die Fülle des Sommers. Die ersten heißen Tage des Frühsommers sind oft die schönsten des Jahres. Aber nachts wird es noch erfrischend kühl, wenn man auf die Jagd geht nach Glühwürmchen. Ich dachte: der Juni ist mein Lieblingsmonat.

freilandrosen

Mein Ohnesorg-Schnittmuster geht vom Netz

Kleines Update: Das Schnittmuster wurde überarbeitet und ist wieder online.

Ich hatte einen langen Tag. Einen langen und unschönen. Mein Kleiner ist krank, es hat den ganzen Tag geregnet wie verrückt und zu allem Überfluss kam dann noch dieser Anruf. Ich war schon im Büro, als der Gatte mir knapp mitteilte, es hätte eben jemand zuhause angerufen. Ein Herr der Helle Freude GmbH (sic!!!) hätte sich gemeldet und uns dazu aufgefordert, das Ohnesorg-Schnittmuster und die Nähanleitung dazu vom Netz zu nehmen. In ein paar Tagen werde das noch einmal überprüft, dann werden rechtliche Schritte eingeleitet und Anwälte eingeschaltet.

Selbst Schuld! – werden jetzt vielleicht einige sagen. Vor einiger Zeit schon wurde bekannt, dass Händler abgemahnt wurden, die „Sorgenfresser“ verkauft hatten. Aber ganz so einfach ist die Sache nicht. Die Helle Freude GmbH hat sich den Begriff „Sorgenfresser“ als Wortmarke und den Reißverschlussmund als Geschmacksmuster für den geschäftlichen Verkehr schützen lassen. Der Herr am Telefon erklärte nun, dass die Helle Freude GmbH ihre Rechte durch die Bereitstellung meines Ohnesorg-Schnittmusters und der Nähanleitung verletzt sähen; auch wenn er nach kurzer Diskussion zugeben musste, dass der Aspekt des geschäftlichen Verkehrs gar nicht erfüllt ist.

Nun ist mein Blog privat geführt. Wir gehen mit Marja Katz keinerlei gewerblicher Tätigkeit nach. Es gibt keine Werbebanner, alle Schnittmuster und Nähanleitungen sind kostenlos. Jede Kooperationsanfrage schlage ich artig aus. Ich mache aus Prinzip keine Gewinnspiele oder GiveAway-Aktionen. Im Klartext heißt das, dass ich durch die von mir gebotenen Inhalte und damit verbundenen Besucherzahlen keine Vorteile und keinen Gewinn habe. Außer vielleicht einem Staunen in den Augen. Von den Kosten für Domain, technische Wartung oder Serverkapazitäten für mein Herzensprojekt fange ich jetzt mal gar nicht erst an.

Meine Schnittmuster sind ausschließlich für den privaten Gebrauch und auch entsprechend gekennzeichnet. Sie wurden und werden nie im großen oder gar gewerblichen Stil genäht, sondern für das Enkelchen, für die Nichte, als Geburtstagsgeschenk, zur Einschulung. Schließlich wurden die Ohnesorgs auch von verschiedenen Nähgruppen für einen guten Zweck genäht. Als Spende für Krebspatienten, betreute Wohngruppen und Missbrauchsopfer. Diese Entwicklung ist weder neu noch an den Ohnesorg gebunden. Seit Jahren geistern kostenlose Schnittmuster für Kummerkumpel, Sorgenmampfer, Sorgenmonster (und wie sie noch alle heißen) durch das Internet. Auch populäre Nähprojekte für einen guten Zweck (die ich jetzt bewusst nicht verlinke!) blieben bisher unbehelligt – und ich hoffe sehr, dass die Jäger der Helle Freude GmbH diese nicht noch ausfindig machen. Alle, die das Ohnesorg-Schnittmuster genutzt und auch gebloggt haben, bitte ich, nicht in Panik auszubrechen. Solang ihr die Tierchen nicht verkauft oder irgendwie gewerblich genutzt habt, werden die Damen, Herren & Anwälte der Helle Freude GmbH es vermutlich eher schwer haben, euch zur Kasse zu bitten.

Inwieweit die Forderung der Helle Freude GmbH wirklich rechtens ist, müsste ein Gericht klären. Da das Urheberrecht für das Ohnesorg-Schnittmuster bei mir liegt, das Blog rein privat geführt wird und die Monsterchen nie in den geschäftlichen Verkehr gelangt sind, sind wir persönlich nicht der Meinung, dass wir unrecht gehandelt haben. Als 5köpfige Familie haben wir allerdings nicht die finanziellen Möglichkeiten, es auf einen Rechtsstreit ankommen zu lassen. Für mich drängt sich ein bisschen das Bild von David gegen Goliath auf; von Kanonen, die auf Spatzen schießen. Dennoch bleibt neben dem weinenden Auge auch ein lachendes – denn bisher sind wir von hohen Kosten glücklicherweise verschont geblieben.

Abschließend muss ich sagen, dass ich doch ein wenig erschrocken bin, wie weit die Finger einiger Firmen reichen. Wie diese Firmen versuchen, Gebiete zu kontrollieren, die sich – meiner Meinung nach – außerhalb ihrer Konkurrenz befinden. Wieso sie sich einbilden, so weit in den Bereich des Privaten und der Hobbys vordringen zu dürfen. Ich kann nur hoffen, dass die Vorgehensweise der Helle Freude GmbH bekannter wird. Und ja, ich gebe es zu – so eine Portion Streisand-Effekt oder Boykottfieber würde ich ihnen durchaus gönnen (aber natürlich rufe ich ausdrücklich nicht dazu auf!).

Eigentlich kann ich es nämlich nicht leiden, wenn große Firmen versuchen, Privatpersonen derart an den Humpen zu pullern.

Einschieberitis

Ohweh und ach! Was mach ich bloß?

Ich kränkel und darbe. Merkt ihr was?

Ich leide an Einschieberitis. Die Akute, die Arge, die Aussichtslose. Keine Heilung in Sicht. Land unter.

Nunja, ganz so schlimm ist es nicht. Aber dennoch – die akute Einschieberitis bestimmt mein Nähnerdleben und ich frage mich, ob es nur mir so geht. Kaum fängt man etwas an, kommt dieses tolle Schnittmuster vorbei. Das muss ich haben, das muss ich nähen, so schnell wie möglich! Am besten jetzt gleich!

Vielleicht stelle ich auch gerade ein Projekt fertig, da kündigt sich spontan die Freundin an. Sie hatte sich zum Geburtstag im Frühjahr eine Tunika gewünscht – (aber bloß kein Stress) – und man hat sie bis jetzt nicht genäht, weil immer irgendwas dazwischen kam. Also sucht man den passenden Stoff raus, schneidet zu; zieht und schiebt: sieh da! Eine weitere Tunika bekommt man auch noch aus dem Stoff gequetscht und man kann gleich zwei nähen. Weil’s kaum mehr Arbeit macht so schön ist.

Und ist das erledigt, will ich schnell das Röckchen der liebsten Halbtochter fertig nähen. Sie hat selber den Schnitt kopiert, zugeschnitten, fast alle Nähte gemacht. Nur noch Reißverschluß, Saum, Knöpfe – ein Kinderspiel. Liegt jetzt schon eine ganze Weile als UFO herum und könnte man eigentlich mal fertig machen, kämen da nicht diese wunderschönen, reduzierten Sommerstoffe um die Ecke. Feinster Batist, nur 5€/m – und sofort fängt das Hirn an zu rotieren: All die schönen Kleider, die man daraus nähen könnte. Die Röcke und Blusen – viel zu viele Ideen für nur eine Näherin.sommerstoffe

HosenHerbst – das erste Treffen

Nachdem wir uns schon vielfach über das Nähen von Röcken, Kleidern oder Kostümen ausgetauscht haben, lag in der letzten Zeit das Thema Hosen irgendwie in der Luft. Auf Twitter haben sich einige Nähnerds darüber ausgetauscht, dass sie eine Hose planen. Meike hat die Initiative ergriffen und einen Sew Along ins Leben gerufen, der etwas anders aufgebaut ist als die üblichen Sew Alongs. Damit das Teilnehmen nicht zu Stress ausartet und jede Teilnehmerin in ihrem eigenen Tempo nähen kann, werden nicht zu bestimmten Terminen die Fortschritte entlang eines Nähplans gezeigt. Stattdessen gibt es Monatsthemen, zu denen man sich trifft und austauscht. Bis Weihnachten soll im Idealfall jede eine gut passende Hose in den Händen halten, als Ergebnis der gegenseitigen Unterstützung und Beratung. Ich finde dieses Konzept Klasse und da auch bei mir schon seit längerem Hosen durch den Kopf gaukeln, mache ich einfach mal mit – beim HosenHerbst2014.

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