Dieser Sommer nervt, aber wirklich! Genau genommen ist es gar kein Sommer, sondern irgendeine eiskalte, graue, triste, lange Nase, die uns die Sonne da dreht. Der Winter ist direkt in den Herbst übergegangen und davon bekomme ich schlechte Laune.
Da muß schnell ein Projekt her, das flott von der Hand geht, hübsch und nützlich ist. So kann man die Stimmung wieder aufhellen. Das hab ich mir, und nur mir, gestern mal gegönnt.
Vor einigen Jahren habe ich ein einfaches Täschchen entworfen, in das Stifte genauso passen wie Schminkutensilien, Stricknadeln oder Tablettenheftchen. Bei uns ist es der Dauerbrenner als Bestecktasche, die auf keiner Reise fehlen darf.
Das ist ein recht langer Post geworden. Aber wenn Du wissen möchtest, wie man so ein leichtes Täschchen selber näht, wie man einen falsch eingeschlagenen Druckknopf korrigiert oder wie man Schrägband unsichtbar festnähen kann, dann lohnt sich das Weiterlesen.
Um die Tasche nach zu nähen möchtest, brauchst Du:
Für die Schnittkonstruktion
Lineal
Stift
Papier
Salatschüssel (mind. 30cm Durchmesser)
Material
2 Stoffstücke ca. 30x25cm
ca. 55cm Schrägband
1 Druckknopf
Material zum Verzieren
Den Schnitt kann man ganz einfach selber basteln. Du brauchst dazu einen etwas größeren Bogen Papier (Back-, Zeitungs-, oder zusammengeklebtes Druckerpapier) und malst darauf ein 25x25cm großes Quadrat. Dann nimmst Du Dir die größte Salatschüssel oder den größten Topfdeckel, den Du entbehren kannst und malst an der oberen Seite bündig mit den Seitenkanten einen Bogen.
Ich bitte zu entschuldigen, dass die Fotos keine Sonnenstrahlen enthalten. Aber leider war das Wetter ausgerechnet heute (sic!) eiskalt, grau und trist. So wie auf den Bildern sah es hier den ganzen Tag aus: Finster!
Wenn Du Deine Salatschüssel zum Bogen Bauen zweckentfremdet hast, kannst Du den Papierschnitt auch schon ausschneiden. Dann suchst Du Dir 1-2 Stoffe Deiner Wahl und etwas Vlieseline und schneidest den Schnitt 2 mal aus Stoff und einmal aus Vlieseline aus. Wenn Dein Stoff eine Musterrichtung hat, solltest Du den Außenstoff der Tasche auf dem Kopf stehend zuschneiden (Das Muster steht auf dem Kopf, nicht Du!) Nach dem Falten des Stoffes zeigt dann alles in die richtige Richtung. Die Vlieseline bügelst Du auf die Rückseite des Außenstoffes. Es funktioniert sicher auch ohne, hat aber mit Vlieseline einfach etwas mehr Stand.
Dann legst Du beide Teile rechts auf rechts aufeinander und nähst die Kante gegenüber der Rundung nähfüßchenbreit zusammen.
Wenn Du Dein Etui noch etwas mit Bändchen, Borten und Bommeln verzieren möchtest, ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Bitte wieder an die Musterrichtung denken.
Jetzt wird die Tasche gefaltet. Dazu legst Du die zugenähte Kante ca. 0,5cm unterhalb der Rundung an und steckst das ganze fest.
Fahre mit dem Finger noch einmal in die Falte, um eventuelle Knitter auf der Innenseite zu beseitigen.
Jetzt steckst Du Dein Schrägband auf der Innenseite der Tasche fest. Lasse dabei an der unteren Kante einen Überstand von gut 1cm.
Das Schrägband nähst Du im Falz fest und schneidest die Kante etwas zurück.
An der Unterseite faltest Du den Überstand hoch…
… und klappst das Schrägband um, so dass es schön bündig liegt.
Jetzt hast Du zwei Möglichkeiten: Du steckst das Schrägband fest, ratterst mit der Maschine drüber, haust einen Druckknopf ein und bist fertig.
Du kannst das Schrägband aber auch unsichtbar festnähen, und zwar mit der Hand. Keine Panik, das dauert nicht länger als der aktuelle Schauer und sieht einfach viel, viel besser aus.
Dazu nimmst Du Dein Garn doppelt, sicherst das Ende mit einem Knoten und stichst so in die Kante des Schrägbandes, dass der Knoten innen zu liegen kommt. Dann faltest Du das Ende um wie auf den beiden vorherigen Bildern.
Der Trick ist nun, möglichst kleine Stiche zu machen, die jeweils nur 1-2mm Gewebe( Stoff oder Schrägband) treffen. Du stichst immer abwechselnd knapp unter die Kante in das Schrägband und in den Stoff.
Wenn das Garn noch nicht festgezogen ist, sieht das etwas aus wie Zickzack:
Wenn Du das Garn festziehst, legen sich beide Stoffe aufeinander, während die Naht unsichtbar wird.
Hier sieht man noch mal, dass die Nadel nur wenige Fäden des Schrägbandes/Stoffes erfasst.
Es ist sinnvoll, die Naht von Zeit zu Zeit durch Rückstiche zu sichern. Dazu stichst Du einfach nochmal in das letzte Einstichloch, wenn die Naht gerade den Taschenstoff trifft.
Je enger und feiner die Stiche sind, desto schneller reißt Dein Geduldsfaden schöner wird das Ergebnis. Vor allem in Kurven sollten die Stiche nicht zu weit auseinander geraten, da sich das Schrägband sonst unschön wellt.
Wenn Du am Ende angekommen bist, faltest Du das Schrägbandende wieder ein und nähst bist zur Kante. Dann sicherst Du die Naht zwei mal mit einem Knoten und stichst die Nadel schräg (hehe) in das Schrägband ein.
Suchbild: Finde die Nadelspitze!
Den Faden schneidest Du unter leichter Spannung ab. So wird das Fadenende zwischen die Stofflagen gezogen und es ribbelt sich nichts auf.
Einmal zum Vergleich – Die Innenseite wurde mit Maschine genäht. Nach dem Umklappen ist die Naht unsichtbar.
Die Außenseite wurde von Hand genäht. Die Fäden liegen zwischen Stoff und Schrägband, die Naht ist unsichtbar.
Dann brauchst Du nur noch einen Druckknopf setzen und die Tasche ist fertig. Mein Knopf hat noch eine Schleife bekommen. Das ist einfach ein als Schleife zurecht geschnittenes Stoffstück, das ich mit Vlieseline verstärkt habe, damit es nicht franst. Auf den Druckknopf habe ich zuerst die Schleife „aufgefädelt“ und den Druckknopf dann platziert.
Ich bin ehrlich – das ist eigentlich nur die Notlösung, weil der Knopf ganz plötzlich nicht mehr mittig saß, nachdem ich die Zange zugedrückt habe. Himmela…undWolkenbruch! Nachdem ich den Knopf mit Seitenschneider und diversen Zangen, um seine Zähne gebracht habe, sah man leider immer noch den Beißabdruck im Stoff. Um die unschönen Löcher zu kaschieren, habe ich das Schleifchen hergenommen. In meinem Fall bekommt dadurch das Blümschen an der Front eine Fliege.
Und das hebt sie, meine Stimmung!
Wenn in Deiner Salatschüssel gerade der Kartoffelsalat auf das Abendessen wartet oder unter’m Topfdeckel der Wintereintopf köchelt, spendier ich Dir hier das Schnittmuster.