Es ist März und es ist frisch draußen. Der Frühling kommt nicht so richtig in Gang und so will ich eine der letzten Gelegenheiten nutzen, mein Weihnachtskleid in der (noch) kalten Jahreszeit nachträglich zu zeigen. Fertig geworden war es rechtzeitig, aber da unser Haus seit Monaten eingerüstet und abgehangen ist (immernoch), hatte ich vor Weihnachten keine brauchbaren Fotos hinbekommen. Die Fotos sind aufgrund (immernoch) mangelnden Lichtes auch jetzt ein wenig grisselig, hier bitte ich die geneigte Leserin um etwas Phantasie – die gute Qualität muss hier ein bisschen vorgestellt und mit-dazu-gedacht werden. Der Schnitt ist das Ashland Dress von Sew Liberated, das ich schon einmal als Weihnachtskleid genäht habe. Ich habe in 8 zugeschnitten (trage normal 36) und das Kleid passte auf Anhieb sehr gut. Im Rückenteil hatte ich etwas zuviel Weite. Das passiert mir öfter, weil ich etwas schmalere Schultern habe, als in vielen Schnitten vorgesehen. Meine Idee war es, das im oberen Rücken durch Abnäher auszugleichen, das fand guten Zuspruch bei meinen Leserinnen. Also orientierte ich mich an den Abnähern des Rockteils, damit die des Oberteils in optischer Verlängerung stehen. Die Abnäher habe ich mit jeweil 2cm Breite und knapp 10cm Tiefe angelegt, so dass ich die Mehrweite im Rücken ganz gut ausgleichen konnte und der Ausschnitt vorne schön gestrafft ist. Vorher war der etwas auseinander gefallen.
Auch die seitliche Ansicht des Winterkleides mag ich gern, weil das hohe Brustband und die Abnäher im Rockteil eine schöne Silhouette machen. Der Stoff trägt nicht auf, obwohl Flanell in Fischgrät-Webung nicht gerade ein schlanker Stoff ist.
Da bei diesem Kleid das Vorderteil doppelt, das Rückenteil aber nur einfach ist, ist die Innenverarbeitung ein kleines bisschen knifflig. Für das Einsetzen der Ärmel habe ich die Ärmelrundung und das Armloch jeweils mit der Overlock und passendem Garn abgekettelt. Danacht habe ich den Ärmel eingereiht und eingesetzt.
Die Seitenkanten der Hinterteile habe ich ebenfalls abgekettelt. Beim Einsetzen zwischen die zwei Teile des Vorderteiles habe ich nur eine Seite der Nahtzugabe nach innen geklappt, damit der dicke Stoff in der Seitennaht nicht so aufträgt. Bei dünnerem Stoff hätte ich das Rückenteil einfach komplett zwischengefasst. An das Brustband ist der Futterrock (nicht im Schnittmuster vorgesehen) angenäht und innen mit Handstichen befestigt.
Der hintere Halsausschnitt ist mit einem Beleg gearbeitet, den ich innen von Hand angenäht habe. Hier sieht man auch die Abnäher im hinteren Oberteil und wie der unsichtbare Reißverschluss eingenäht ist.
Zu guter letzt habe ich den Saum mit der Overlock abgekettelt und mit engen Handtischen innen befestigt. Der so entstandene, von außen nicht sichtbare Blindsaum war zwar noch einmal sehr arbeits- und zeitintensiv, aber bei dem tollen Stoff wollte ich keine Kompromisse machen. Mit der schneidertechnischen Umsetzung bin ich insgesamt sehr zufrieden. Das Weihnachtskleid trage ich sehr gerne, da es schön warm und bequem ist. Allerdings ist es durch den tollen Stoff schon etwas Besonderes und wird eher zu Anlässen als in’s Büro getragen.
Damit gebe ich zum Me Made Mittwoch, wo heute viele kreative Schneiderinnen ihre selbstgenähte Alltagskleidung präsentieren.