Weiberfastnacht in Köln! Hier geht es heute um 11.11Uhr so richtig los und die Karnevalszeit hat mit dem Straßenkarneval ein großes Finale. Das normale Leben in Köln steht still und macht Platz für den organisierten Wahnsinn aus Kostümen, verlaufender Schminke und sehr, sehr viel Kamelle. Schulen, Kindergärten, Behörden, Ärzte – alle schließen, damit jeder Jeck feiern kann. In den letzten Wochen habe ich gefühlt nicht anderes gemacht als Kostüme vorzubereiten, die Materialschlacht rund um den Flokati habe ich ja schon gezeigt. Für die Karnevalsparty drinnen sollte ich nach Auftrag der Kinder unbedingt noch ein Zauberer- und Hexenkostüm selber nähen. Also habe ich noch mal richtig zugelangt in Sachen Material und das kleine ABC der Stoffzutaten für Kostüme geholt: Glitzer, Pannesamt, Organza (und davon reichlich).
Schlagwort: Karneval
Ein Monsterkostüm für Karneval
Endlich fertig, endlich geschafft! Wir sind Monster! Drei Meter Flokati habe ich erfolgreich umgesetzt in zwei Monsterkostüme für Karneval. Schon beim Zuschneiden war es eine absolute Materialschlacht, Flusen überall! Zu allem Überfluss habe ich mir auch noch in den Kopf gesetzt, gescheckte Monster zu machen. Also habe ich tatsächlich jeden Farbtupfer einzeln aufgenäht, wie ich es im letzten Post zu Flokati schon beschrieben habe. Der Hinweis von Zedena in den Kommentaren, man könne auch von der Rückseite zuschneiden, war super. Wenn man sehr vorsichtig ist und nur das Gewebe zertrennt, zerschneidet man wenig vom eigentlichen Fell. Das gibt nicht nur weniger Flusen, sondern sieht am Ende auch noch besser frisiert aus.
Ich habe für das Oberteil eine sehr weite Jacke aus der Ottobre 4/2014 genommen und in Größe 122 zugeschnitten. Das ist ein bis zwei Größen größer als die Kinder benötigen. Der Plan war, dass sie die Kostüme im Straßenkarneval einfach überziehen können und keine Jacke brauchen. Dafür passt darunter noch warme Kleidung, damit die Zwergenmonster nicht durchfrieren. Statt einer durchgehenden Knopfleiste habe ich das Vorderteil im Bruch zugeschnitten und oben eine kurze Knopfleiste eingefügt. An dem Schnitt hat mit besonders gut gefallen, dass die Kapuze oben noch einen abgerundeten Streifen hat. So konnte ich in der Mittelnaht der Kapuze einen kleinen Iro einfügen und an der Seitennaht der Kapuze kleine Ohren einbauen.
Passend dazu habe ich noch Hosen genäht, sehr flauschige Angelegenheit. Damit sie sich besser tragen, habe ich sie mit altem Jersey gefüttert. Der Flokati ist von innen sehr rauh und bei wärmerem Wetter – an Karneval ist von Schnee bis 15°C Sonne ja bekanntlich alles möglich – ist eine Strumpfhose darunter vielleicht zu warm. So fühlen sich die Monsterhosen von innen an wie eine weiche Leggins und von außen haben sie die komplette Monster-Optik. Taschen habe ich weder bei den Hoodies noch bei den Hosen eingebaut.
Das zweite Monsterkostüm ist grün mit lila Flecken, wie man bei den Hosen schon sieht. Theoretisch könnten die Kinder Ober- und Unterteile sogar mixen, was ich mir ganz lustig vorstelle. Auch hier gibt es Ohren und Iro in der Kapuze, wobei das lila Fell deutlich längere Zotteln hat. Deswegen sieht man die Form der Ohren nicht so deutlich. Der Iro ist quasi nur ein in der Mittelnaht eingefasster Schrägstreifen. Ursprünglich hatte mir vorgestellt, in der Mittelnaht des Rückenteils noch Drachenzacken einzunähen. Aber das wäre nicht nur zuviel Aufwand gewesen, auch das Material hätte dafür nicht gereicht. So habe ich einfach Flecken appliziert und den Flokati auch fast komplett aufgebraucht.
Auch die Oberteile sind komplett mit Jersey gefüttert, damit sie sich angenehmer tragen und auch als „normaler“ Hoodie funktionieren. Für das Futter habe ich insgesamt auch noch einmal 3m alter Jersey verbraucht. Das war ganz toll, weil ich auch Reststücke verwenden konnte, die für richtige Kleidung kaum gereicht hätten.
So sind sie also rechtzeitig fertig geworden, die Kostüme für den Straßenkarneval draußen. Die Kinder sind total begeistert. Aber natürlich beharren sie trotzdem auf ihre Zauberer- und Hexenkostüme für die großen Partys drinnen. Die sind zumindest schon mal durchdacht und fast komplett zugeschnitten. Wenn die letzten Kostüme endlich fertig sind, steht einiges auf dem Plan für mich und den nahenden Frühling.
Karneval 2016 – ein Kostüm für die ganze Familie
Dieses Jahr habe ich es mit den Kindern zu Karneval richtig krachen lassen. Wir haben eine ganze Weile gebraucht, uns davon zu erholen – deswegen kommt der Artikel über unsere Kostüme nun auch so spät. Eigentlich bin ich nicht so für öffentliche Massenbesäufnisse und Kontrollverluste aller Arten. Dieses Jahr war ich sehr viel mit den Kindern unterwegs – auf Kinderpartys, bei Freunden und auch auf Umzügen. Das beste an Karneval ist für mich ja, Kostüme zu nähen und sich mit Ideen und Nähtechniken mal so richtig auszutoben. In diesem Jahr hatte ich lange keine rechte Idee, was ich für Karnevalskostüme nähen könnte. Aber zwei Wochen vor Startschuss hatte ich die zündende Idee: Das Kostüm sollte für die ganze Familie funktionieren können, also für meine beiden Mäuse und mich zusammen passen. Dann musste ich die beiden davon überzeugen, dass das Kostüm cool ist. Denn eigentlich wollte meine Tochter zuerst als Elsa und mein Sohn als Anna gehen – zu zweit wollten sie die Schwestern aus dem Film Frozen darstellen. Als wir dann aber zusammen vor dem Tüllregal standen, hatte ich sie. Wir kauften Pannesamt, Paillettenstoff, Silberstoff und meterweise Tüll.
Beim Aussuchen des Stoffes für die Kostüme fingen die Kinder Feuer. Liese wollte nun unbedingt als Sonne gehen, Fefi als Regentropfen – und ich als Regenbogen.
Für das Sonnenkostüm plante ich hellgelben Pannesamt für Oberteil und Leggins ein, außerdem viel, viel hellgelben und orangen Tüll für einen rüschigen Rock. Am Abend vor Weiberfastnacht hatte ich noch die Idee, mit einem bezogenen Haarreifen Sonnenstrahlen auf den Kopf zu zaubern. Ich bezog 4 Zacken aus doppelt genommenen, dickem Filz mit Pannesamt, nähte diese an einen Streifen Stoff und fixierte ihn mit doppelseitigem Klebeband an einem einfachen Haarreifen. Von Hand umnähte ich den Haarreif, so dass ein schöner Kopfschmuck für das Sonnenkostüm entstand. Der i-Punkt für das ansonsten recht einfach zu nähende Kostüm. Geschminkt wurde dann in sonnengelb mit Strahlen aus Glitzer.
Das Kostüm für den Regentropfen war nicht ganz so trivial, denn dafür musste ich das Schnittmuster erst konstruieren. Für Schulternähte und Halsausschnitt orientierte ich mich an einem Shirt-Schnitt. Dann setzte ich für vorn und hinten Prinzessnähte an, die ich bauchig nach außen und wieder leicht zusammen führte. Für den Regentropfen hatte ich insgesamt 8 Teile ausgeschnitten und erst einmal aus dem Probe-Vliesstoff von Burda zusammen geheftet. So konnte ich – ohne teures Material zu verbrauchen – sehr gut sehen, wo ich noch Korrekturen am Schnittteil vornehmen musste. Ich gestaltete die Form noch etwas bauchiger und hatte schließlich Schnittteile, die etwas an Kegel erinnerten.
Aus dem Silberstoff war so der äußere Teil des Kostüms schnell zusammengenäht. Den Reißverschluss im Rücken einzunähen stellte mich vor eine Herrausforderung, denn der silbrige Stoff klebte sehr am Nähfüßchen, wenn man versuchte, ihn von der rechten Seite zu nähen. Aus Baumwoll-Stoffresten nähte ich ein Futter, dessen Schnittteile nicht ganz so weit ausgestellt waren, am Saum aber auf dieselbe weite wie das Außenkostüm hatte. Als ich beides zusammengefügt hatte, habe ich den Regentropfen mit viel Füllwatte ausgestopft – zwischendurch aber auch immer wieder anprobiert, damit Fefi sich im Kostüm auch bewegen und hinsetzen kann. Auch das Anziehen wird sehr schwierig, wenn das Kostüm zu stark ausgestopft ist. Die Ärmel sind aus tollem, glitzernden Stoff, der auf der Innenseite aber leider sehr kratzt. Deswegen hatte der Kleine immer etwas langärmeliges darunter. Den Regentropfen-Hut zeichnete ich Freihand direkt auf den Stoff, dabei hatte ich als grobe Vorlage eine Kapuze des Kleinen. Ich machte die Form am Hinterkopf etwas enger, zog kleine Zipfel über die Ohren und arbeitete eine Spitze aus. Das alles, während der Kleine schlief und ich nicht messen oder anprobieren konnte. Es grenzt an ein Wunder, dass der Hut so perfekt passte und auch die Spitze so schön nach oben stand. Die Kostüme der Kinder hatte ich tatsächlich an Weiberfastnacht fertig, obwohl uns kurz vorher noch schwere Erkältungen abwechselnd niedergestreckt hatten und die Zeit knapp war. Noch beim Frühstück machte ich fix die Handstiche an Lieschens Haarreif. Zu dem Zeitpunkt hatte ich für mein Kostüm lediglich das Oberteil fertig – aus rotem Pannesamt. Danach schnitt ich geduldig Tüll in Streifen, nähte die Streifen aneinander und fing an zu raffen. 3 Bahnen Tüll hatte ich für jede Farbe des Regenbogens. Die unterste Bahn einer Farbe wurde fast gar nicht gerafft, sie war quasi Basis für den Rock – hier wurden nur die Farben aneinander gesetzt. Hintergrund dafür ist, dass man für jede Raffung ja mindestens das zweifache der fertigen Weite rechnen muss. Wenn man nun an das untere einer stark gerafften Rüsche die nächste Farbe ansetzen will, kommt man sehr schnell auf unglaublich lange Stoffbahnen. Hat die erste Farbe 2m weite, muss die zweite mindesten 4m, die dritte mindetens 8m usw haben. Für 5 Farben ist das nicht umsetzbar, deswegen wurde über die Rockbasis aus wenig gerafftem Tüll zwei Rüschen angesetzt, um den Rock bauschig zu bekommen. Den Zeitaufwand für das Raffen habe ich total unterschätzt, so dass ich für jede Farbe mehrere Stunden brauchte. Beim Nähkränzchen am Karnevalssonntag schaffte ich an einem kompletten Tag nur eine Farbe (!), so dass mein Regenbogenkostüm erst Dienstag fertig war. Ich steckte die Kinder in ihre Kostüme und mich in meines, für die Haare band ich mir noch Reste des Tülls in Regenbogenfarben ins Haar.
Dienstags sind in Köln viele Veedelszüge – also die kleineren Umzüge in den Stadtteilen. Morgens war der Umzug in Zollstock, dem Stadtteil, in dem die Kinder in die Kita gehen. Gemeinsam gingen wir mit dem Kindergarten los, es folgte ein sintflutartiger Regen, und nachdem wir ordentlich Kamelle gefangen hatten, kamen wir – nass bis auf die Haut – zurück. Nachdem wir uns zuhause getrocknet und gestärkt hatten, gingen wir nachmittags noch bei uns in Sülz auf den Zug, sammelten noch mal Kamelle und feierten noch etwas mit Freunden. Abends kamen wir total erledigt heim und da das Regentropfen-Kostüm schon nach der Vormittags-Aktion total durchweicht war (Füllwatte + Regen = schwerer, nasser Sack), schafften wir es leider nicht, ein gemeinsames Foto zu machen. Das bedauere ich etwas, denn ich hätte mit den Kindern sehr gern als Regentropfen – Sonne – Regenbogen posiert. Leider reichte es nur für ein Handyfoto eines nassen, müden Regenbogens.
Kein Wunder das wir müde waren – wir hatten schwer zu tragen. Insgesamt haben wir über 7 kg Kamelle (!!!) gefangen, dabei waren wir nur Sonntags und Dienstags auf Zügen. Aber die Veedelszüge sind immer sehr „ertragreich“, vor allem weil man den ein oder anderen kennt, der gerne etwas Besonderes zusteckt.
Fazit: So anstrengend – und gleichzeitig so schön – war Karneval für mich noch nie.