Karneval 2016 – ein Kostüm für die ganze Familie

Dieses Jahr habe ich es mit den Kindern zu Karneval richtig krachen lassen. Wir haben eine ganze Weile gebraucht, uns davon zu erholen – deswegen kommt der Artikel über unsere Kostüme nun auch so spät. Eigentlich bin ich nicht so für öffentliche Massenbesäufnisse und Kontrollverluste aller Arten. Dieses Jahr war ich sehr viel mit den Kindern unterwegs – auf Kinderpartys, bei Freunden und auch auf Umzügen. Das beste an Karneval ist für mich ja, Kostüme zu nähen und sich mit Ideen und Nähtechniken mal so richtig auszutoben. In diesem Jahr hatte ich lange keine rechte Idee, was ich für Karnevalskostüme nähen könnte. Aber zwei Wochen vor Startschuss hatte ich die zündende Idee: Das Kostüm sollte für die ganze Familie funktionieren können, also für meine beiden Mäuse und mich zusammen passen. Dann musste ich die beiden davon überzeugen, dass das Kostüm cool ist. Denn eigentlich wollte meine Tochter zuerst als Elsa und mein Sohn als Anna gehen – zu zweit wollten sie die Schwestern aus dem Film Frozen darstellen. Als wir dann aber zusammen vor dem Tüllregal standen, hatte ich sie. Wir kauften Pannesamt, Paillettenstoff, Silberstoff und meterweise Tüll.

Gelber und oranger Tüll in Rüschen für das Sonnen-Kostüm

Beim Aussuchen des Stoffes für die Kostüme fingen die Kinder Feuer. Liese wollte nun unbedingt als Sonne gehen, Fefi als Regentropfen – und ich als Regenbogen.

Für das Sonnenkostüm plante ich hellgelben Pannesamt für Oberteil und Leggins ein, außerdem viel, viel hellgelben und orangen Tüll für einen rüschigen Rock. Am Abend vor Weiberfastnacht hatte ich noch die Idee, mit einem bezogenen Haarreifen Sonnenstrahlen auf den Kopf zu zaubern. Ich bezog 4 Zacken aus doppelt genommenen, dickem Filz mit Pannesamt, nähte diese an einen Streifen Stoff und fixierte ihn mit doppelseitigem Klebeband an einem einfachen Haarreifen. Von Hand umnähte ich den Haarreif, so dass ein schöner Kopfschmuck für das Sonnenkostüm entstand. Der i-Punkt für das ansonsten recht einfach zu nähende Kostüm. Geschminkt wurde dann in sonnengelb mit Strahlen aus Glitzer.Karnevalskostüm Sonne und Regentropfen

Das Kostüm für den Regentropfen war nicht ganz so trivial, denn dafür musste ich das Schnittmuster erst konstruieren. Für Schulternähte und Halsausschnitt orientierte ich mich an einem Shirt-Schnitt. Dann setzte ich für vorn und hinten Prinzessnähte an, die ich bauchig nach außen und wieder leicht zusammen führte. Für den Regentropfen hatte ich insgesamt 8 Teile ausgeschnitten und erst einmal aus dem Probe-Vliesstoff von Burda zusammen geheftet. So konnte ich – ohne teures Material zu verbrauchen – sehr gut sehen, wo ich noch Korrekturen am Schnittteil vornehmen musste. Ich gestaltete die Form noch etwas bauchiger und hatte schließlich Schnittteile, die etwas an Kegel erinnerten.

Schnittteile für Regentropfen-Kostüm

Aus dem Silberstoff war so der äußere Teil des Kostüms schnell zusammengenäht. Den Reißverschluss im Rücken einzunähen stellte mich vor eine Herrausforderung, denn der silbrige Stoff klebte sehr am Nähfüßchen, wenn man versuchte, ihn von der rechten Seite zu nähen. Aus Baumwoll-Stoffresten nähte ich ein Futter, dessen Schnittteile nicht ganz so weit ausgestellt waren, am Saum aber auf dieselbe weite wie das Außenkostüm hatte. Als ich beides zusammengefügt hatte, habe ich den Regentropfen mit viel Füllwatte ausgestopft – zwischendurch aber auch immer wieder anprobiert, damit Fefi sich im Kostüm auch bewegen und hinsetzen kann. Auch das Anziehen wird sehr schwierig, wenn das Kostüm zu stark ausgestopft ist. Die Ärmel sind aus tollem, glitzernden Stoff, der auf der Innenseite aber leider sehr kratzt. Deswegen hatte der Kleine immer etwas langärmeliges darunter. Den Regentropfen-Hut zeichnete ich Freihand direkt auf den Stoff, dabei hatte ich als grobe Vorlage eine Kapuze des Kleinen. Ich machte die Form am Hinterkopf etwas enger, zog kleine Zipfel über die Ohren und arbeitete eine Spitze aus. Das alles, während der Kleine schlief und ich nicht messen oder anprobieren konnte. Es grenzt an ein Wunder, dass der Hut so perfekt passte und auch die Spitze so schön nach oben stand. Ärmel des Regentropfen-KostümsDie Kostüme der Kinder hatte ich tatsächlich an Weiberfastnacht fertig, obwohl uns kurz vorher noch schwere Erkältungen abwechselnd niedergestreckt hatten und die Zeit knapp war. Noch beim Frühstück machte ich fix die Handstiche an Lieschens Haarreif. Zu dem Zeitpunkt hatte ich für mein Kostüm lediglich das Oberteil fertig – aus rotem Pannesamt. Danach schnitt ich geduldig Tüll in Streifen, nähte die Streifen aneinander und fing an zu raffen. 3 Bahnen Tüll hatte ich für jede Farbe des Regenbogens. Die unterste Bahn einer Farbe wurde fast gar nicht gerafft, sie war quasi Basis für den Rock – hier wurden nur die Farben aneinander gesetzt. Hintergrund dafür ist, dass man für jede Raffung ja mindestens das zweifache der fertigen Weite rechnen muss. Wenn man nun an das untere einer stark gerafften Rüsche die nächste Farbe ansetzen will, kommt man sehr schnell auf unglaublich lange Stoffbahnen. Hat die erste Farbe 2m weite, muss die zweite mindesten 4m, die dritte mindetens 8m usw haben. Für 5 Farben ist das nicht umsetzbar, deswegen wurde über die Rockbasis aus wenig gerafftem Tüll zwei Rüschen angesetzt, um den Rock bauschig zu bekommen. Den Zeitaufwand für das Raffen habe ich total unterschätzt, so dass ich für jede Farbe mehrere Stunden brauchte. Beim Nähkränzchen am Karnevalssonntag schaffte ich an einem kompletten Tag nur eine Farbe (!), so dass mein Regenbogenkostüm erst Dienstag fertig war. Ich steckte die Kinder in ihre Kostüme und mich in meines, für die Haare band ich mir noch Reste des Tülls in Regenbogenfarben ins Haar.

Regenbogen-Rock für Karneval

Dienstags sind in Köln viele Veedelszüge – also die kleineren Umzüge in den Stadtteilen. Morgens war der Umzug in Zollstock, dem Stadtteil, in dem die Kinder in die Kita gehen. Gemeinsam gingen wir mit dem Kindergarten los, es folgte ein sintflutartiger Regen, und nachdem wir ordentlich Kamelle gefangen hatten, kamen wir – nass bis auf die Haut – zurück. Nachdem wir uns zuhause getrocknet und gestärkt hatten, gingen wir nachmittags noch bei uns in Sülz auf den Zug, sammelten noch mal Kamelle und feierten noch etwas mit Freunden. Abends kamen wir total erledigt heim und da das Regentropfen-Kostüm schon nach der Vormittags-Aktion total durchweicht war (Füllwatte + Regen = schwerer, nasser Sack), schafften wir es leider nicht, ein gemeinsames Foto zu machen. Das bedauere ich etwas, denn ich hätte mit den Kindern sehr gern als Regentropfen – Sonne – Regenbogen posiert. Leider reichte es nur für ein Handyfoto eines nassen, müden Regenbogens.

Regenbogen-Kostüm für Karneval

Kein Wunder das wir müde waren – wir hatten schwer zu tragen. Insgesamt haben wir über 7 kg Kamelle (!!!) gefangen, dabei waren wir nur Sonntags und Dienstags auf Zügen. Aber die Veedelszüge sind immer sehr „ertragreich“, vor allem weil man den ein oder anderen kennt, der gerne etwas Besonderes zusteckt.

Kamelle

Fazit: So anstrengend – und gleichzeitig so schön – war Karneval für mich noch nie.

Pippi Langstrumpf am Rosenmontag

Ich gebe ja zu, dass ich das Nähen für meine Kleinen ein bisschen vernachlässigt habe. Ich habe zwar einige neue Kinderstoffe besorgt und die beiden brauchen dringend neue Oberteile – aber irgendwie habe ich meinen Sachen den Vorzug gegeben. Bis sich Liese aus tiefstem Herzen wünschte, zu Karneval als Pippi Langstrumpf zu gehen. Wer kann so einen Wunsch abschlagen?

pippilangstrumpf

Also habe ich aus der letzten Burda Kids das Schürzenkleidchen kopiert und 4 Nummern vergrößert (ging nur bis Gr. 86). Gelben Voile hatte ich noch und Schrägband mit roter Spitze habe ich noch schnell besorgt. Dann ist so ein Pippi Langstrumpf Kostüm ja ruckizucki genäht. Die Taschen habe ich aus Stoffresten gemacht, die ich noch hatte. Mit roter Zackenlitze und Paspeln verschönert – so ist es ein richtig tolles Pippi-Langstrumpf-Kostüm geworden, das Liese gar nicht mehr ausziehen wollte.pippilangstrumpf2

Dazu habe ich eine Leggins nach einem Ottobre-Schnitt genäht. Die Beine habe ich an drei Stellen geteilt – für den echten Pippi-Langstrumpf-Look. Liese liebt auch diese Leggins und hatte sie schon einige Male im Kindergarten an.

Liese, zeig mal Deine tolle Pippi-Langstrumpf-Hose!

pippilangstrumpf3

Danke 🙂

Für Fefe hatte ich eigentlicht noch ein Fliegenpilz-Cape, das er aber nicht anziehen möchte. Angemalt werden wollte er aber – wenn er noch eine grüne Hose und ein gelbes Oberteil hätte, würde er einen prima Pumuckl abgeben, aber auf die Idee bin ich zu spät gekommen. Bevor jemand fragt: Ja, den Pony habe ich geschnitten. Er hat kaum noch etwas gesehen. Er hat leider beim Schneiden etwas gezappelt – aber er sieht doch trotzdem zum Knuddeln aus, oder?karneval

Jetzt ist Liese mit Kyra und Papa auf dem großen Rosenmontagsumzug am Rudolfplatz. Zum ersten Mal! Da sie letzte Woche plötzlich hohes Fieber bekommen hat, konnte sie im Kindergarten nicht mitfeiern. Wir haben ihr versprochen, dass sie heute gehen darf, wenn sie wieder gesund ist. Karnevalslieder übt sie schon seit Tagen und singt immer voller Inbrunst „Wenn et Trömmelsche jeht“. Sie glaubt uns leider nicht, dass es ‚Kölle, AlaaF‘ heißt und singt stattdessen in voller Lautstärke:

Köllleeee, ALA, ALA! Kölle, ALAAA!

Leider wird nun keiner in der Familie mehr diesen Ohrwurm los und wir hoffen, dass im Kindergarten als nächstes die Frühlingslieder gesungen werden. Bis dahin schaue ich mal, ob bei Fräulein Rohmilch heute noch mehr Karnevalskostüme zu bewundern sind.