Kleines Update: Das Schnittmuster wurde überarbeitet und ist wieder online.
Ich hatte einen langen Tag. Einen langen und unschönen. Mein Kleiner ist krank, es hat den ganzen Tag geregnet wie verrückt und zu allem Überfluss kam dann noch dieser Anruf. Ich war schon im Büro, als der Gatte mir knapp mitteilte, es hätte eben jemand zuhause angerufen. Ein Herr der Helle Freude GmbH (sic!!!) hätte sich gemeldet und uns dazu aufgefordert, das Ohnesorg-Schnittmuster und die Nähanleitung dazu vom Netz zu nehmen. In ein paar Tagen werde das noch einmal überprüft, dann werden rechtliche Schritte eingeleitet und Anwälte eingeschaltet.
Selbst Schuld! – werden jetzt vielleicht einige sagen. Vor einiger Zeit schon wurde bekannt, dass Händler abgemahnt wurden, die „Sorgenfresser“ verkauft hatten. Aber ganz so einfach ist die Sache nicht. Die Helle Freude GmbH hat sich den Begriff „Sorgenfresser“ als Wortmarke und den Reißverschlussmund als Geschmacksmuster für den geschäftlichen Verkehr schützen lassen. Der Herr am Telefon erklärte nun, dass die Helle Freude GmbH ihre Rechte durch die Bereitstellung meines Ohnesorg-Schnittmusters und der Nähanleitung verletzt sähen; auch wenn er nach kurzer Diskussion zugeben musste, dass der Aspekt des geschäftlichen Verkehrs gar nicht erfüllt ist.
Nun ist mein Blog privat geführt. Wir gehen mit Marja Katz keinerlei gewerblicher Tätigkeit nach. Es gibt keine Werbebanner, alle Schnittmuster und Nähanleitungen sind kostenlos. Jede Kooperationsanfrage schlage ich artig aus. Ich mache aus Prinzip keine Gewinnspiele oder GiveAway-Aktionen. Im Klartext heißt das, dass ich durch die von mir gebotenen Inhalte und damit verbundenen Besucherzahlen keine Vorteile und keinen Gewinn habe. Außer vielleicht einem Staunen in den Augen. Von den Kosten für Domain, technische Wartung oder Serverkapazitäten für mein Herzensprojekt fange ich jetzt mal gar nicht erst an.
Meine Schnittmuster sind ausschließlich für den privaten Gebrauch und auch entsprechend gekennzeichnet. Sie wurden und werden nie im großen oder gar gewerblichen Stil genäht, sondern für das Enkelchen, für die Nichte, als Geburtstagsgeschenk, zur Einschulung. Schließlich wurden die Ohnesorgs auch von verschiedenen Nähgruppen für einen guten Zweck genäht. Als Spende für Krebspatienten, betreute Wohngruppen und Missbrauchsopfer. Diese Entwicklung ist weder neu noch an den Ohnesorg gebunden. Seit Jahren geistern kostenlose Schnittmuster für Kummerkumpel, Sorgenmampfer, Sorgenmonster (und wie sie noch alle heißen) durch das Internet. Auch populäre Nähprojekte für einen guten Zweck (die ich jetzt bewusst nicht verlinke!) blieben bisher unbehelligt – und ich hoffe sehr, dass die Jäger der Helle Freude GmbH diese nicht noch ausfindig machen. Alle, die das Ohnesorg-Schnittmuster genutzt und auch gebloggt haben, bitte ich, nicht in Panik auszubrechen. Solang ihr die Tierchen nicht verkauft oder irgendwie gewerblich genutzt habt, werden die Damen, Herren & Anwälte der Helle Freude GmbH es vermutlich eher schwer haben, euch zur Kasse zu bitten.
Inwieweit die Forderung der Helle Freude GmbH wirklich rechtens ist, müsste ein Gericht klären. Da das Urheberrecht für das Ohnesorg-Schnittmuster bei mir liegt, das Blog rein privat geführt wird und die Monsterchen nie in den geschäftlichen Verkehr gelangt sind, sind wir persönlich nicht der Meinung, dass wir unrecht gehandelt haben. Als 5köpfige Familie haben wir allerdings nicht die finanziellen Möglichkeiten, es auf einen Rechtsstreit ankommen zu lassen. Für mich drängt sich ein bisschen das Bild von David gegen Goliath auf; von Kanonen, die auf Spatzen schießen. Dennoch bleibt neben dem weinenden Auge auch ein lachendes – denn bisher sind wir von hohen Kosten glücklicherweise verschont geblieben.
Abschließend muss ich sagen, dass ich doch ein wenig erschrocken bin, wie weit die Finger einiger Firmen reichen. Wie diese Firmen versuchen, Gebiete zu kontrollieren, die sich – meiner Meinung nach – außerhalb ihrer Konkurrenz befinden. Wieso sie sich einbilden, so weit in den Bereich des Privaten und der Hobbys vordringen zu dürfen. Ich kann nur hoffen, dass die Vorgehensweise der Helle Freude GmbH bekannter wird. Und ja, ich gebe es zu – so eine Portion Streisand-Effekt oder Boykottfieber würde ich ihnen durchaus gönnen (aber natürlich rufe ich ausdrücklich nicht dazu auf!).
Eigentlich kann ich es nämlich nicht leiden, wenn große Firmen versuchen, Privatpersonen derart an den Humpen zu pullern.