Gestern haben wir den vierten Geburtstag von Lieschen gefeiert. Wie am Tag ihrer Geburt zeigte sich die Sonne von ihrer besten Seite. Sie strahlte den ganzen Tag auf einen goldenen Herbst herab, bei sommerlichen Temperaturen. Es war ein ganz normaler Kindergartentag, aber morgens haben wir uns natürlich viel Zeit gelassen, die Geschenke auszupacken.
Die neue Triola wurde sofort vom kleinen Bruder okkupiert, der erstaunlich schnell verstanden hat, wie das Instrument funktioniert. Da meine Kinder bisher nur mit ihrem Kazoo gespielt haben, sind sie eher gewöhnt, in Blasinstrumente zu summen, statt zu blasen. Aber nach kurzer Übung ging das Spielen doch ganz gut, so dass der Ton aus der Triola kam und nicht aus dem Kind. Dass die Triola handfeste Streitereien provoziert, die dazu führen, dass man erst mit einer Stunde Verspätung in den Kindergarten aufbricht, hätte ich bis heute morgen auch nicht gedacht.
Nach dem Frühstück wurde der mit Smarties und Gummibärchen verzierte Geburtstagskuchen für den Kindergarten eingepackt, wo Lieschen mit ihren Freunden gefeiert hat. Zur Freude der Erzieherinnen gingen die Kinder im Partnerlook: jedes mit dem Geburtstagsshirt aus Feuerwehrstoff. Nachdem ich die Gurken dann nachmittags entsprechend schoko- und sandverschmiert abgeholt hatte, wurden zuhause die Pakete der Großeltern und Tante ausgepackt. Große Freude auf allen Seiten, denn es gab schönes Essgeschirr vom kleinen Maulwurf und jede Menge Bücher. Ein klein wenig eingeschnappt bin ich ja, denn ich habe nicht annähernd so viele Bücher bekommen wie mein Töchterlein (irgendwas mache ich wohl verkehrt).
Außerdem gab es ein Spielzeug-Bügeleisen inklusive Spielzeug-Bügelbrett. Ja, genau. Ich war mir da der Wirkung nicht ganz so bewusst, denn in unserem Haushalt fehlt es eindeutig an artigen Bügel-Vorbildern. Getreu dem Motte „Wer gebügelte Klamotten will, soll gefälligst selber bügeln!“ reduziere ich die ungeliebte Tätigkeit auf ein Mindestmaß. Und damit fast ausschließlich auf das Bügeln von Stoffen. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass das Tochterkind nicht zum Esstisch kommen möchte und sich mit den Worten „Darf ich noch ein wenig bügeln?“ entschuldigt. Heute morgen stand sie sehr früh mit mir auf, tappte mit denselben Worten in Richtung Wohnzimmer. Seitdem spiel-bügelt mein Kind. Leidenschaftlich. (Außer sie streitet sich mit ihrem kleinen Bruder gerade um die Triola). Und was bügelt sie? Nicht etwa die Sachen ihrer Puppe, wie es die Schenkerin sich für die fleißige Puppenmutti gedacht hatte. Nein. Sie bügelt – Stoffe.
Meine Kinder haben das Glück, neben sehr lieben Großeltern auch sehr agile und liebe Urgroßeltern zu haben. Vom weltbesten Urgroßvater gab es ein Fahrrad geschenkt. Inklusive, Lichtanlage, Körbchen und zwei Klingeln. Damit Lieschen ihre Mitmenschen auch ordentlich scheuchen kann. Passt perfekt, denn meine Fahrradklingel ist irgendwann im Frühjahr abgefallen. Seitdem muss ich die hysterisch kreischende Kleinkinder im Fahrradanhänger zum Scheuchen der Passanten benutzen, aber die Zeiten sind nun vorbei. Jetzt habe ich Lieschen mit ihrem Fahrrad und zwei Turbo-Klingeln.
Die weltbeste Uroma hat sich wieder mächtig in’s Zeug gelegt und eine sehr hübsche, kirschrote Strickjacke gestrickt. Mit wunderbarer gehäkelter Borten und Bindebändchen. Die weltbeste Uroma ist äußerst begabt und produktiv, was das Stricken angeht und da sie vor einiger Zeit das Internet entdeckt hat, ist (so finde ich) auch mal ein Strick-Blog fällig.
Da es in meinem Blog ja eigentlich primär nicht um Familiengeschichten geht, sondern alles rund um’s Selbermachen, kommt hier noch ein Alibi-Foto vom Geburtstags-Shirt. Das Schnittmuster ist aus der Herbst-Ottobre diesen Jahres und das Modell ist Nr. 11. Für Ottobre-Verhältnisse fällt das Shirt recht klein aus. Ich hatte eigentlich mit etwas Weiterem gerechnet und eine 104 genäht. Allerdings habe ich die Ärmel verlängert und es ist insgesamt eher enganliegend.
Liese liebt das Shirt natürlich trotzdem, denn da sind diese coolen Feuerwehrleute drauf, die Ärmel sind so schön grün – und auf die große 4 ist sie natürlich besonders stolz. So werden sie älter, die lieben Kinder, und die Geschenke werden ernster (Bücher! Haushalt! Kultur!). Dass diese dennoch besser ankommen als eine blinkernde, krachige Seifenblasenpistole (Asche auf mein Haupt!) habe ich zwar nicht erwartet, ist aber wohl dem Zahn der Zeit geschuldet. Egal. Hauptsache glücklich.
Der vierte Geburtstag von Marja Katz ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
Schön geschrieben,
aber so ist das mit den Nähkindern. Die machen das nach was Mutti macht und die bügelt halt nur Stoffe. In dem Zusammenhang ist mir eingefallen, dass meine 18 Monate alte Tochter es liebt, wenn Stoffpakete bei uns zu Hause eintrudeln. Die müssen dann immer sofort um den Körper geschwungen werden. Da geht’s also schon los. Mal sehen was bei uns da noch passiert…
LG Anja
Frag nicht, was hier los ist, wenn ich die Stoffkisten mit den bunten Resten aufmache – die werden sofort zerwühlt und zugeteilt: ‚Ich nehm die bunten Blumen und der Brudi kriegt die Eulen…‘
Mit neuen Stoffen ist es genau, wie Du schreibst. Sie wickeln sich komplett darin ein und behaupten, das wäre jetzt ihr Stoff. Nach dem letzten Stoffmarkt hat meine Tochter die neuen Stoffe im Flur auf dem Boden ausgebreitet und sich an den schönen Mustern und Farben gefreut. Sind wohl die Gene, da machste nix 😉
Das wird bei euch sicher ähnlich werden, wenn es schon so früh losgeht 😉