Vor kurzem habe ich hier im Blog gezeigt, wie man bei dünnen und empfindlichen Stoffen mit der Overlock einen Rollsaum nähen kann. Ich habe viel positives Feedback zu dem Artikel bekommen, was mich sehr gefreut hat. Aber an vielen Stellen las ich auch, welche Schwierigkeiten ambitionierte Näherinnen beim Rollsaum mit der Nähmaschine hatten. Einen Rollsaum mit der Nähmaschine zu nähen ist eigentlich gar nicht so schwer. Dazu braucht man nicht unbedingt einen Rollsaumfüßchen, es geht auch sehr gut ohne. Ich kenne drei Varianten, wie man einen Rollsaum mit der Nähmaschine nähen kann und möchte diese heute vorstellen.
Die einfachste Möglichkeit ist, einen weiten Zickzackstich einzustellen. Der Stoffrand muss so unter das Nähfüßchen geführt werden, dass die Nadel auf einer Seite in den Stoff einsticht und auf der anderen Seite neben der Stoffkante einsticht. Das funktioniert mit einer mittleren bis großen Stichlänge (3mm) und einer Stichbreite von ca. 4mm (oder etwas mehr) vor allem bei sehr dünnen Stoffen wie Chiffon, Voile oder Batist sehr gut.Durch das Einstechen der Nadel neben der Stoffkannte, rollt sich die Stoffkante ein. Wie stark sie sich einrollt hängt von der Stärke des Stoffes und auch von der Fadenspannung ab. Grundsätzlich rollen sich dünnere Stoffe leichter ein als festere; dort muss (auch bei der Overlock) oft generell mit niedrigerer Fadenspannung genäht werden, wenn man den Effekt des Einrollens nicht möchte. Aber wenn man genau das Einrollen wünscht, kann man gezielt die Fadenspannung erhöhen. Je höher die Fadenspannung und je dünner der Stoff, desto größer ist der Effekt des Einrollens. Mit der Grundeinstellung eines Zickzack-Stiches (also Stichbreite 4, Stichlänge 3), sieht der Rollsaum bei einem Stück leichten Batist so aus (links: Vorderseite, rechts: Rückseite): Wenn man etwas an der Fadenspannung spielt und Stichlänge spielt, kann den Rollsaum etwas dichter machen und das Einrollen noch verstärken. Hier habe ich eine Stichlänge knapp unter 2 gewählt und die Oberfadenspannung gelöst. Dadurch ist die Fadenspannung zwischen Ober- und Unterfaden nicht mehr im Gleichgewicht. Der strammere Unterfaden zieht den Oberfaden über die Stoffkante nach unten – und zieht die fransige Stoffkante direkt mit (auf die Unterseite = linke Stoffseite). Das Ergebnis ist eine geradere Stoffkante und ein etwas festerer Rollsaum. Das gleiche gilt natürlich auch umgekehrt: Nähe ich den Saum auf der Unterseite des Kleidungsstückes und will den Stoffrand nach oben ziehen, kann ich die Oberfadenspannung erhöhen. So zieht der strammere Oberfaden den Unterfaden nach oben, und die Stoffkante im Idealfall mit. Wie genau man die Einstellungen wählen muss, hängt davon ab, wie dünn der Stoff ist. Am besten probiert man an einem Probestück aus, mit welcher Einstellung ein schöner Rollsaum erzielt werden kann.
Die zweite Variante für einen Rollsaum mit der Nähmaschine ist etwas kniffliger und funktioniert meiner Erfahrung nach mit etwas festeren Stoffen (Baumwolle) besser als mit ganz dünnem Chiffon oder Batist. Zunächst wird die Stoffkante ca. 1cm umgebügelt. Dann näht man einen engen Zickzack-Stich, wobei die Nadel auf beiden Seiten in den Stoff sticht. Bei dieser Variante soll der Stoff sich durch die Naht nicht einrollen, sondern die Bügelkante durch eine enge Zickzack-Naht gesichert werden (Stichlänge unter 1mm).
Nach dem Nähen wird die überschüssige Stoffkante vorsichtig abgeschnitten. Dabei muss man sehr vorsichtig arbeiten, damit man nicht ausversehen in den frisch versäuberten Stoff schneidet.
Last but not least gibt es noch ein dritte Variante, einen Rollsaum mit der Nähmaschine zu nähen. Dazu braucht man ein Zubehör, das nicht bei allen Nähmaschinen mitgeliefert wird, in der Regel aber sehr einfach nachbestellt werden kann. Darf ich vorstellen? Der Rollsaum-Nähfuß, auch Schmalsäum-Nähfuß oder einfach Säumer:
Es braucht ein wenig Übung, mit diesem Nähfuß akkurat zu säumen. Hierbei muss die Stoffkante zunächst zweimal dünn gefaltet werden. Wie schmal der Stoff gefaltet werden muss, hängt etwas von der Größe der Schnecke ab, in die der Stoff dann eingeführt wird. Bei meinem Rollsaumfuß muss ich den Stoff zweimal 3mm breit einschlagen und mit dem Finger etwas falzen. Der Anfang der Naht wird mit einigen Stichen vor und zurück gesichert, dazu den Stoff einfach ohne großes Gefummel unter den Nähfuß legen und ganz normal den Nahtanfang sichern. Wenn das getan ist, sticht man die Nadel in den Stoff (wichtig!), hebt den Nähfuß an und führt die gefaltete Stoffkante in die Führungsschnecke ein.
Mit einer Stecknadel kann man den Stoff ganz gut durch die Schnecke in die richtige Position schieben. Dann den Nähfuß wieder senken und nähen. Beim Nähen muss der Stoff leicht eingedreht werden, damit er richtig in die Schnecke rutscht. So kann man einen sehr schmalen Saum nähen, ohne vorher stundenlang bügeln und stecken zu müssen.Die größte Schwierigkeit ist dabei, denn Stoff gerade zu führen, so dass die Stoffkante gleichmäßig in die Schnecke rutscht. Da man sich normalerweise genau an der rechten Stoffkante orientiert um den Stoff gerade zu führen und genau diese hier weggerollt wird, gelingt das oft erst mit etwas Übung. Es kann sehr hilfreich sein, sich an der linken Kante des Nähfußes mit Bleistift (oder anderen verschwindbaren Stiften) eine dünne Hilfslinie zu zeichnen, so dass man sich an der Kante des Nähfüßchens orientieren kann.
Hier noch einmal eine Übersicht über die Varianten wie man einen Rollsaum mit der Nähmaschine nähen kann. VLNR: Rollsaum mit normalem Zickzack-Stich, Rollsaum mit engerem Zickzack-Stich und angepasster Fadenspannung, Umgeschlagener Saum mit engem Zickzack-Stich, Rollsaum mit dem Rollsaum-Nähfuß.
Ich hoffe, meine kleine Übersicht hilft der einen oder anderen weiter. In diesem Sinne wünsche ich gutes Gelingen und: Rockt den Rollsaum!
Sicher säumen II: Rollsaum mit der Nähmaschine von Marja Katz ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
Hallo Maja
danke für die schönen Anleitungen , die Zackzackvariante für dicke Stoffe mit anschließendem Abschneiden kannte ich noch nicht. Da wird der Stoff ja auch gleichmäßig transportiert.
Eine weitere Variante ist auch noch für dünne Stoffe der Kappfuß .
Der legt den Stoff nur einmal um. Man braucht ihn dann nicht umzubügeln, sondern erhält einen schmalen Umschlag.
Und ich lernte auch noch den Rollsaum mit der Hand für besonders schöne sichtbare Kanten!
Grüße von Frauke
Oh, den Kappfuß kannte ich noch nicht. Aber franst die Kante dann nicht?
Da schaue ich mal, ob es den als Zubehör für mein Maschinchen gibt 🙂
Super toll! Vielen Dank!
[…] für elastische Stoffe wie Jersey oder auch Bündchen ist der Rollsaum ein dekorativer Abschluss. Den Rollsaum kann man mit der Nähmaschine, der Overlock oder von Hand arbeiten, wobei es mit der Overlock meiner Erfahrung nach am […]
[…] ist ein sehr schmaler Saum, der sich besonders für dünne Stoffe, wie z.B. Chiffon eignet. Es gibt für die Nähmaschine extra Rollsaumfüße, aber es geht auch ohne. Wer sehr viel Zeit hat, kann den Stoff auch schmal einrollen und von Hand […]
Danke für das Zeigen der verschiedenen Möglichkeiten! Ich säume genz oft mit dem Schmalsaumfüßchen. Dabei ändere ich die Nadeleinstellung um eine Stelle nach links, dann wird die Naht etwas knappkantiger.
Liebe Grüße, SaSa
Die Nadelposition lässt sich bei meiner Maschine nicht verändern. Damit kann man das Aussehen natürlich auch noch schön verändern.
Ist das Schmalsaumfüßchen ein anderes als das von mir gezeigte? Ich dachte, das wäre Synonym…
Das ist Dein gezeigtes! Gruß, SaSa
[…] Mit der Nähmaschine funktioniert das natürlich auch, dafür kannst in diesen Artikel zu den Einstellungen der Nähmaschine für Rollsaum schauen. Am Ende sind die Stulpen dadurch knapp 30cm hoch, was für eine 5jährige (Gr. 116) […]