Am Wochenende war ich zum ersten Mal auf der h h Cologne, der Fachmesse für Handarbeit und Hobby. Die Karte hatte ich geschenkt bekommen und nachdem Frau Drehumdiebolzeningenieur auch Interesse zeigte, konnte ich noch eine zweite Karte bekommen und wir gingen zusammen. Beruflich war ich schon ein paar mal auf Messen, für das Hobby allerdings nicht. Mit der h+h Cologne, die nicht auf den Besuch von Endkunden ausgerichtet ist, hatten die Aussteller eine Plattform, Neuheiten zu präsentieren, Kontakte zu knüpfen und Handel zu schließen – ein großer Branchentreff der renommierten Stoff- und Wollproduzenten, der Hersteller von Textilmaschinen und Kurzwaren. Die Stände waren oftmals mit sehr viel Liebe zum Detail aufgebaut, schon der erste Stand – Clover – hat uns tief beeindruckt.
Geschmückt mit zahlreichen Quasten, Jojos, Stoffperlen und farbenfrohen Kissen wurden hier all die großen und kleinen Helferlein gezeigt, die das Nähen erleichtern. Ein kleines Utensil zum Herstellen von Quasten wurde ausgiebig demonstriert, aber da wir beide nicht so die Quasten sind, gingen wir direkt zum nächsten Stand weiter. Dort hatte texi seinen Stand, ein Hersteller von Industrienäh- und stickmaschinen, der seit einigen Jahren auch im Hobbymarkt versucht Fuß zu fassen. Die preislich sehr erschwingliche Overlock (unter 250€) und die sehr ansprechend designte, vollmechanische Einsteiger-Nähmaschine (unter 150€) wurden uns von einer freundlichen Mitarbeiterin vorgeführt und natürlich durften wir auch selbst mal „probefahren“. Wir waren positiv überrascht, was für eine gute Leistung die Maschinen gezeigt haben – einfach, aber durchaus sehr brauchbar. Vielleicht eine würdige Maschine zu den mittlerweile sehr weit verbreiteten W6-Maschinen.
Für Workshop-Programme waren wir etwas zu spät dran gewesen und auch das Niveau (Taschen nähen! Kissen nähen!) war nicht gerade das, was wir uns für einen kostenpflichtigen Workshop vorstellten. Also ließen wir uns einfach treiben und genossen die bunten Stände der Händler von Bändern, Knöpfen und Zubehör, deren aufwendige Arrangements jedes Nähnerdherz höher schlagen lassen.
Dass es auch ein Bloggertreff bei der Initiative Handarbeit gab, habe ich leider erst später erfahren. Aber wahrscheinlich hätten wir den Termin – genau wie den Vortrag zum tunesischen Häkeln – verpasst, da wir immer wieder an besonders schönen Ständen hängen blieben. Wir unterhielten uns sehr lange und sehr nett mit Ines von Karlotta Pink, die offizielle Händlerin für südafrikanische Shweshwe, indische Kalamkari und australische Aborigini Stoffe ist. Wir konnten uns nicht satt sehen an all den intensiv bunten Stoffen und tollen Designs. Die Krönung war, dass wir direkt ein paar Meter zum Probenähen mitnehmen durften.
Auf dem Plan hatte die h+h Cologne gar nicht so groß ausgesehen, dennoch waren wir schnell überreizt. Beeindruckt von den teilweise riesigen Ständen, wie der von Prym. Neben den Kurzwaren in bekannt altbackenem, wurden auch Starter-Sets gezeigt, die endlich mal in etwas erfrischender Optik (Türkis! Punkte!) daher kamen. Auf dem Weg in die Nachbarhalle blieben wir, wie vermutlich alle anderen Messebesucher auch, vor dem „Fleischerladen“ stehen. Ehrlich gesagt, habe ich es auf den ersten Blick wirklich nicht erkannt und mir ist glaube ich auch ein Spruch in Richtung: „Achnee, ich hatte in letzter Zeit genug Schlachtplatte…“ heraus gerutscht. Aber das war ein Irrtum, denn die Fleischerei war komplett gestrickt. Vom Cocktailwürstchen bis zum Schweineschädel, über Salami, falsches Filet und Bratschnecken bis hin zum Nachtisch (Muffins!) war alles gestrickt von der Textlkünstlerin Madame Tricot.
Da es schon nach Mittag war, hatten wir tatsächlich hunger, gönnten uns eine kleine Stärkung und dann ging es weiter. Wir sahen technisch beeindruckende Quilts…
…und eine professionelle Quilterin bei der Arbeit. Die Maschine, die sich mit einer Art Lenkrad von Hand führen ließ, fing bei Bewegung automatisch mit nähen an. Wir konnten sehen, wie entlang von Schablonen, Vorzeichnungen oder Freihand die verschlungensten Muster und Ornamente auf große Quilts aufgebracht wurden. Außerdem durften wir selber einmal probieren. Die Drehumdiebolzeningenieurin stellte sich deutlich geschickter an als ich, mir kam die Maschine schwerfälliger vor, als ich erwartet hatte, so dass meine Kurven nicht so schön geschwungen ausfielen. Ich fand es grandios, so eine Maschine mal ausprobieren zu dürfen. Auch andere Industriemaschinen – z.B. Stickmaschinen – beeindruckten uns durch unglaubliche Schnelligkeit und Präzision. Große Textilmaschinen einmal in Aktion zu sehen hat mir besonders gut gefallen.
Natürlich schauten wir auch bei den namhaften Stoffproduzenten vorbei, bei Lillestof, deren Stand sehr stylish war, und bei Swafing, die ihre Herbstkollektion in bezaubernden Farben und Designs vorstellten. Wir hatten allerdings beide das Gefühl, dass schwerpunktmässig mehr Wolle vorhanden war. Wunderschöne Garne, in tollen Qualitäten und Farben. Mit tollen Designbeispielen, unbekannten Mustern und tollen Arrangements. Die Farben sind natürlich auch bei Wolle berauschend, aber da wir beide nicht so die Strickerinnen sind, zogen wir daraus nicht so viel. Die fetzigen Bambusnadeln von KnitPro haben wir natürlich bewundert, aber die kannten wir auch vorher schon.
Was uns absolut neu war, das Garn, das unter Schwarzlicht leuchtet. Die Installation der Firma Schwarzlicht war geometrisch sehr beeindruckend, leider haben die Lichtverhältnisse eine genaue Demonstration des Leuchtens nicht zugelassen. Schade. Aber ich würde mir jetzt eh nicht unbedingt einen Rolli für die Disco stricken.
Wir haben in den Stunden, die wir auf der h+h Cologne waren sicher nicht alles gesehen. Wir haben keine Bastelmöglichkeit mitgenommen, die ich nachher auf einigen Blogs gesehen habe, wir haben kein Programm gesehen (weil wir zwei schrullige, strickende Norweger halt irgendwie nicht superhip fanden, sondern eher zum Fremdschämen), wir haben keine anderen Blogger getroffen (aber viele von weitem gesehen). Etwas schade fand ich, dass der Schwerpunkt extrem auf Textil lag und neben Wolle und Stoff (Plus Zubehör & Fachbüchern) kaum neue Techniken vorgestellt wurden. Bei Handarbeit und Hobby hätte ich mir eine größere Vielfalt an Techniken gewünscht, wie z.B. Schmuckherstellung, Papeterie, Künstlerbedarf etc. Aber die findet man vielleicht eher auf der creativa. Es war trotzdem toll und ich würde gerne nächstes Jahr mehr Zeit haben, falls ich wieder Karten bekommen sollte. Was andere auf der h+h Cologne noch so entdeckt haben, könnt ihr bei Malamü schauen, sie sammelt Messeberichte von Kreativmessen 2016.
h h Cologne 2016 – Messebericht von Marja Katz ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
Du hast recht: Es ist wirklich erstaunlich, wie unterschiedlich wir die Messe erlebt haben. Schön, bei dir Fotos und Stände zu sehen, denen ich keine Aufmerksamkeit geschenkt habe. Der Tag war einfach viel zu schnell vorüber. Ich glaube, nächstes Jahr muss ich zwei Tage einplanen. Vielleicht treffen wir uns dann ja mal. 🙂
Liebe Grüße
Katharina
Ja, zwei Tage sind vielleicht wirklich besser. Ich hätte mir das Programm vielleicht auch etwas ausführlicher anschauen können 😉 Im nächsten Jahr dann 🙂
LG,
Antonia
Ich glaube, am meisten hätte mich die gestrickte Metzgerei und das Schwarzlicht-Garn interessiert, weil mich solche fluoreszierenden Sachen generell faszinieren.
LG & Frohe Ostern
Ulrike
[…] Um so besser, dass es einige sehr ausführliche Berichte im Netz gab. Zum Beispiel drüben bei Marja Katz, bei Rebecka von Queens Handmade und nicht zuletzt, eher kritisch, bei Jutta von […]
[…] für diese Zeit ein besonders luftiges Outfit. Eines, dem man den Sommer schon ansieht. Auf der h+h Cologne hatten wir Ines von Karlotta Pink kennen gelernt, die mit Stoffen aus aller Welt handelt. […]